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bei Theal p. 74. – Aus Angola: bei Chatelain p. 111 = Basset, C. pop. d’Afrique nr. 140 ‘Les enfants de la veuve’ (entstellt). – Aus Madagaskar bei Ferrand nr. 23. – Der kleine Uthlakanyana im Zulu-Märchen bei Callaway S. 17 spielt mit der Menschenfresserin Kochen, empfängt in den Kleidern der Getöteten deren Mann und entflieht. In zwei Negermärchen aus dem Sudan (Monteil S. 122. 164) verleitet der in einen Sack gesteckte Knabe die Tochter der Hexe, diesen zu öffnen, und steckt sie dafür hinein; die Hexe wirft den Sack ins Feuer und erkennt zu spät den Betrug. – In einer Erzählung aus Samoa (Krämer, Die Samoainseln 1, 143 = Dähnhardt, Natursagen 3, 154) entlaufen zwei von den Eltern gezüchtigte Knaben zu einem menschenfressenden Dämon, stecken ihn in den Ofen, entfliehen und schlagen ihn endlich tot. Merkwürdig ist ein japanisches Märchen bei Brauns 1885 S. 33, wo ein boshafter Fuchs, den ein Bauer gefangen hat, dessen Frau tötet, kocht und dem Manne vorsetzt.

Über die Gestalt der kinderfressenden Hexe vgl. J. Grimm, Mythologie³ S. 1035. 3, 312 und Macculloch p. 282. Über das Hineinstoßen der Hexe in den Ofen oder in den Kessel handelt ausgiebig Cosquin, Le conte de la chaudière bouillante et la feinte maladresse dans l’Inde et hors de l’Inde (Revue des trad. pop. 25, 1. 65. 126); dazu etwa noch Jacobs, Indian fairy tales p. 179 nr. 23. Knowles p. 334. Day p. 195. O’ Connor p. 112.

Verschiedenen Märchen ist mit unserm der Eingang gemeinsam von den Kindern, die der Vater aus bitterer Not oder von der Stiefmutter gezwungen in den Wald führt und dort verläßt. Schon um 1560 begegnet er in Montanus Erzählung vom Erdkühlein (Schwankbücher 1899 S. 260, vgl. unsre nr. 130), dann in Basiles Nennillo und Nennella (5, 8) und anderen Parallelen zu unsrer nr. 11 (Gonzenbach nr. 48. 49. Busk S. 40 ‘The king who goes out to dinner’. Imbriani² nr, 21 ‘La maestra’. Nerucci nr. 42. De Nino nr. 9 ‘La mala matrè’. Mango nr. 25 ‘La maestra e la figliastra’), ferner im Märchen vom guten und bösen Mädchen (Bladé, Agenais S. 15 = Gascogne 3, 41 ‘Les deux filles’. Čubinskij 2, 97 nr. 28. 2, 63 nr. 14), im bretonischen von der Rabe (Revue des trad. pop. 22, 270 ‘Le château suspendu au-dessus de la mer’) und anderwärts (Gonzenbach nr. 2. Pitrè 1, 271 nr. 30 ‘La munachedda’. Ilg 1, 163 ‘Die böse Stiefmutter’. Rumänisch bei Dähnhardt 3, 429. Roumanian fairy tales p. 81. Araukanisch Zs. f. Volkskunde 16, 162. Weißrussisch

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_123.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)