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Strohal 1, 20 nr. 2 (dem Mädchen gibt die Stiefmutter eine Flasche voll Jauche und einen Kuchen aus Asche mit; der h. Süd, dem sie begegnet, kostet davon und zeigt ihr die Stelle, wo Erdbeeren wachsen) und ebd. 1, 224 nr. 73 wo dem Mädchen eine Kuh (wie in unsrer nr. 130) beisteht und sie zu den zwölf Südwinden schickt; diese haben Mitleid, beginnen zu blasen und helfen die Erdbeeren sammeln. – In dem serbischen Märchen bei Wuk Stef. Karadžić nr. 35 ‘Die Stiefkinder’ entspricht der erste Teil unserm ‘Hänsel und Gretel’ (nr. 15), der zweite dem von der guten und der bösen Schwester; jener verleiht die Alte im Walde, daß ihr Perlen statt der Tränen und goldne Rosen bei jedem Worte entfallen, dieser aber Blutstropfen und häßlicher Geifer. Ähnlich verleiht in der folgenden nr. 36 ein Drache den Schwestern eine Truhe voll Dukaten und eine voll Schlangen. – Bulgarisch aus Macedonien im Sbornik min. 8, 2, 224: die bösen Geister am Brunnen, zu denen die Stiefmutter das Mädchen sendet, sind elf Männer und ein altes Weib, die bába Márta (März); diese Monate verleihen der guten Schwester, daß ihr beim Sprechen Goldstücke, der bösen, daß ihr Schlangen aus dem Munde fallen. – Slovakisch aus dem Komitat Trentschin bei Němcová, Slov. 1, 239 = Dobšinský 2, 40 = Wenzig S. 20 ‘Von den zwölf Monaten’ = Chodzko p. 15 ‘Les douze mois’. Maruschka wird im Winter von der Stiefmutter an drei Tagen ausgeschickt, Veilchen, Erdbeeren und Äpfel zu holen, und erhält sie jedesmal von den um ein Feuer gelagerten zwölf Monaten; das erstemal gibt der Januar seinen Stab dem März, und wie der ihn erhebt, schmilzt der Schnee, die Bäume knospen, Gras und Veilchen sprießen empor; am zweiten Tage tritt der Januar seine Herrschaft dem Juni, am dritten dem September ab. Als die garstige Schwester kommt, dreht der Januar den Stab, und Finsternis, Schneegestöber und Sturm erheben sich, daß sie sich verirrt und erfriert, ebenso die Mutter, die nach ihr sucht. – Polnisch aus den Beskiden bei Kosiński, Zbiór 5, 262. Die im Winter nach Erdbeeren ausgesandte Stieftochter findet diese, nachdem sie zwei Bettlern, Jesus und Peter-Paul, begegnet ist; sie trägt sie aber nicht heim, sondern tritt in den Dienst des Herrn Jesus und erhält (wie im westfälischen und siebenbürgischen Märchen) von ihm Wundergaben. Drei Fassungen aus dem Krakauerland bei Ciszewski nr. 101 (wie die slovakische, nur kürzer), nr. 100 (die Stieftochter trifft zwölf um ein Feuer sitzende Herren und darf sich drei Kohlen nehmen, die daheim im Kasten zu Gold werden;

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)