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genannt hat, fügt hinzu, das Meerweib werde sie aus dem Brautwagen rauben; so geschiehts, aber ein Zaubervogel zerhackt die Kette, an der die Sirene sie hält. – Auch das katalanische Märchen ‘Las dos niñas’ bei Milá y Fontanals, Observaciones p. 177 = F. Wolf, Wiener Sb. 20, 51 enthält nur den ersten Teil von Basiles Erzählung; den Motiven D³ F² begegnen wir dagegen im Rondallayre 3, 146 ‘La coloma blanca’, wo eine Zigeunerin die Königsbraut durch Umlegen eines Halsbandes in eine Taube verwandelt und der König es ihr abnimmt. Vgl. die spanischen Fassungen aus Chile in der Bibl. de las trad. pop. esp. 1, 109 ‘La negra y la tortola’ und aus Estremadura ebd. 10, 25 nr. 1 ‘La palomita’. Portugiesisch bei Coelho nr. 36 ‘A engeitada’ (B D¹) und Braga, Contos trad. 1, 81 nr. 36 ‘Bola-bola’ (Gespräch zwischen der Taube und der Dienerin). – Albanesisch bei Pedersen nr. 12 ‘Marie Aschenbrödel’; mit den Motiven B D²˙⁴ F verbunden ist das Aschenputtelmärchen und das auch in der slovenischen Version vorkommende Motiv von den durch endlose Aufträge oder Erzählungen hingehaltenen bösen Geistern.[1]Slovenisch bei Erben S. 291 = B. Krek nr. 1: die Stieftochter soll schwarze Wolle weiß waschen, wobei ihr eine Fee hilft, und im Winter Erdbeeren holen; diese erhält sie von den zwölf Monaten, als sie ihnen sagt, alle zwölf seien gut, der März aber der beste. Aus Steiermark im Kres 4, 448 var. d (die vier Winde fragen, wer der beste sei, und der Süd weist das Mädchen in eine Hütte, ein böser Geist will sie zum Tanze locken, aber sie fordert immer neue Kleider, bis die Mitternachtsstunde schlägt; die Stiefschwester aber geht mit und kommt um, desgleichen die Stiefmutter). In einer ebd. als Var. c mitgeteilten Erzählung begegnet das Mädchen, das ihrer kranken Mutter im Winter Erdbeeren holen will, dem Nordwind und wird zum Südwinde gewiesen. Auch in der weißkrainischen Fassung bei Šašelj Bisernice S. 223 kommt die zu Weihnachten nach Erdbeeren ausgeschickte Stieftochter zum Südwinde, der durch seinen Hauch in 24 Stunden reife Früchte hervorruft; die eigene Tochter aber begegnet dem kalten Nordwinde. – Kroatisch aus Varasdin bei Valjavec S. 221 nr. 36: die vier Winde geben der guten Tochter Erdbeeren, die andre kommt zerrissen heim. Aus Karlstadt bei


  1. Vgl. Hahn nr. 78 ‘Die Elfenmühle’ und zu der langen Aufzählung der Flachsbereitung Bolte zu Tharäus (Mitt. des Vereins f. d. Geschichte Berlins 33, 44). Unten nr. 24.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)