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verwandelt. Berze Nagy nr. 31 (verbunden mit Allerleirauh, unten nr. 65), nr. 44 ‘Das arme Waisenmädchen und sein Bruder, das Reh’ und nr. 45 ‘Die zum Mästen eingesperrten Geschwister’. Róna-Sklarek 2, 83 nr. 7 (Einleitung). – Unvollständig bei den Gagausen im Gouv. Bessarabien (Radloff 10, 90 nr. 52); der Knabe wird zum Stier mit goldenen Hörnern und silbernen Hufen, das Mädchen wird von der Pappel heruntergelockt und des Prinzen Gattin,. – Ein Märchen der Sarten bei Ostroumov 2, 93 nr. 16 berichtet, wie von fünf Töchtern und einem Sohne, die der Vater auf Drängen der Stiefmutter in den Wald führt und verläßt, vier Töchter sich in einen Affen, Wolf, Fuchs und Tiger, der Knabe sich in einen Ziegenbock verwandelt. Die jüngste Schwester, der der Ziegenbock nachläuft, wird Gattin des Kaisers, aber von den 39 älteren Frauen desselben ertränkt. Als der zurückgekehrte Kaiser das Gespräch der Geschwister anhört, läßt er den See von 10 000 Arbeitern ausschöpfen und findet am Boden in einem silbernen Häuschen seine Gattin, wie sie zwei Söhnlein wiegt. – Armenisch bei Chalatianz S. 1 ‘Der Hammelbruder’ (C¹ B D³ F¹ G): der Bruder wird zum Hammel, weil er aus den Hammelfußspuren getrunken; das Mädchen erhält bei der alten Dew goldene Haare, ihre Stiefschwester aber Häßlichkeit; Schuhprobe wie im Aschenputtelmärchen; die Stiefmutter stößt die Prinzeß ins Meer, ein Fisch verschlingt sie, den der Prinz aufschneidet. Die falsche Frau und die Stiefmutter werden an den Schwanz eines Pferdes gebunden und zu Tode geschleift. – Im türkischen Märchen bei Kúnos S. 3 ‘Brüderchen und Schwesterchen’ (C¹ D³ F¹ G) fehlt die Stiefmutter; das Mädchen wird wie im Bulgarischen und Griechischen durch eine Hexe vom Baume herabgelockt und zum Padischah geführt; eine schwarze Sklavin stürzt sie ins Wasser, und der zum Schlachten bestimmte Bruder Hirsch klagt:

Man wetzt die Messer,
Im Kessel siedet das Wasser;
Mein Schwesterchen, eile, eil!

Die vom Fisch verschluckte Schwester antwortet:

Hier bin ich in des Fisches Magen,
In meiner Hand eine goldne Trinkschale,
An meinen Füßen silberne Schuhe,
In meinem Schoße ein kleiner Padischah.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)