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beiden ältern Brüder. Darum ging er zu seinem Vater und begehrte sein Erbtheil. Der Vater hatte aber nicht Lust dazu, und sagte: „Thoms, du warst von Kindheit an folgsamer als deine Brüder; sei mir nun auch in dem Stücke folgsam, und bleib im Lande und nähre dich redlich, daß ich nicht auch an dir Schimpf und Schande erleben muß, wenn die Kinder auf der Gasse dich zum Gespötte machen.“

Thomas antwortete aber seinem Vater bittend: „Laß mich nur ziehen, Vater. Und wenn mir’s auch so geht, wie meinen beiden Brüdern, so ist’s ja auch gut; das soll mir eben so lieb sein, als wenn ich mein Glück gemacht hätte. – Seht, Vater, ich kann’s so nicht mehr länger aushalten. Ihr haltet mich als Euern Sohn, und meine Brüder seht Ihr als Knechte an, und sie sind doch eben so gut Eure Söhne, als ich. – Hab’ ich aber mein mütterlich Erbtheil auch verschleudert, wie meine Brüder, so sind wir wieder gleich, dann könnt Ihr uns wieder alle als Söhne annehmen, oder ich werde auch Euer Knecht, wie meine Brüder, und habe keinen Vorzug mehr vor ihnen, wie es recht ist.“

Das gefiel dem Vater, und er umhalsete seinen Sohn, und sagte: „Ja, du hast Recht. Komm, du sollst dein

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)