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Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr mich der Gedanke gequälet hat, Sie wünschten eine Heirath zwischen mir und Ihrem Oncle, und wären bei diesem Geschäfte selbst eine der vornehmsten Triebfedern. Ich marterte mich in meinem Gemüthe, wie ein armer Missethäter, der seinen Tod vor Augen siehet, und noch nicht alle Hoffnung zum Leben aufgegeben hat; ich hatte keinen Grund Sie anzuklagen, ich hatte aber auch keinen, allen Verdacht gegen Sie zu verbannen.

Durch Ihr tröstendes Schreiben ist mein Herz um ein paar Centner leichter; es wird aber dennoch von einer sehr großen Last beschweret. Ihren gütigen Rath werde ich, so viel mir möglich ist, befolgen; was wird es aber helfen, wenn wir eine kleine Galgenfrist erhaschen? Wird nicht dadurch meine Marter vergrößert werden? Glauben Sie, daß ich mehr Ihren Vorschriften folgen werde, um Ihren Verweisen zu entgehen, wenn die Sache einen widrigen Ausschlag für mich bekäme; als daß ich einen günstigen Erfolg

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/248&oldid=- (Version vom 1.8.2018)