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fand man unter andern, daß er sein eigenes Weib wieder ausgegraben, ihr Augen, Nase und Zunge ausgeschnitten und sie zu Pulver verbrannt hatte, welches er also auf die Gasse gestreut. Er wurde deswegen mit dem Staupenschlag bestraft und ewig des Landes verwiesen.

Zu Wolkenstein hat im Jahre 1614 ein Todtengräber einer Pestleiche den Kopf im Grabe abgestoßen, diesen in seiner Stube an einer Schnur in Teufelsnamen aufgehängt, darin er Hefen, Bier und Blut von Verstorbenen, ebenso Milch aus Brüsten von Pestleichen vermischt gegossen und dann warm eingeheizt, so viel nun Tropfen aus dem schwitzenden Hirnschädel gefallen, so viele Pestleichen hat er selbigen Tag gehabt. Dieser Pestzauberer hatte auch zweierlei Pulver, ein gutes wider die Pest und ein ansteckendes, so er aus einer Pestdrüse gemacht. Um solcher schrecklichen Uebelthaten willen ist er verbrannt worden.

Im Jahre 1623 regierte die Pest zu Gottesgabe, davon der Ort halb ausstarb und der Todtengräber kam in Verdacht, er habe die Seuche mit bösen Mitteln verursacht. Hans Leonhard, ein verwegener Mühlknecht, der eben aus dem Kriege gekommen, wagte sich hinein in des Todtengräbers Häuslein und findet einen Todtenkopf über dem Ofen hängen, darüber er sich erbost und den Todtengräber samt seinem Weibe krumm und lahm haut, holt Feuer und brennt das Spital gar weg, aus dem zwar die tödtlich gehauenen gekrochen, aber dennoch an ihren Wunden gestorben sind.

Im Jahre 1633 hatte eine gewisse Pittelin zu Abertham, einem früher durch seinen Käse berühmten Dorfe, die Pest durch Zaubermittel vermehren helfen, und wie sie in der Marter bekannt, eine Bürste neben einer Leiche in’s Grab geworfen, welche dann auf ihren Rath wieder herausgenommen ward, wo nicht, sagte sie, müsse ganz Abertham aussterben, da schon 263 Personen gestorben waren. Es hat sich mit der Bürste auch also befunden und wurde diese Pestzauberin am 18. November in Joachimsthal an einem Pfahl mit dem Strange erwürgt, die Tochter von 13 Jahren enthauptet,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_507.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)