Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 320.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

man zu Roßwein nicht Buße thun und von unzüchtigem Leben und Hoffart ablassen werde, solle die Stadt nach 4 Wochen durch Feuer zu Grunde gehen. Darauf ist das Frauenzimmer vor Schrecken in Ohnmacht gefallen, und als sie sich wieder erholt, hat sie nichts weiter gesehen. Bei der Ankündigung hat sie jedoch gewiß versprechen müssen, dies in der Stadt unfehlbar anzusagen. Es kam auch zu der Zeit zweimal nach einander in Roßwein wirklich Feuer aus, ward aber mit Gottes Hülfe wieder gedämpft.


362) Der Räuber Hartenkopf bei Zelle ist kugelfest.
Knauth. Th. VII. S. 240 sq.

Im Zellwalde beim Kloster Zelle und zwar besonders in dem alten Gemäuer, welches gemeine Leute für den Stadel eines alten Nonnenklosters ausgeben, hatte sich ein Fleischer, Namens Hartenkopf aus Siebenlehn, festgesetzt, und beschlossen, hinfüro von Raub und Mord zu leben, weswegen die Leute den Fußweg, der von Siebenlehn nach Roßwein führt, nicht mehr sicher wandeln konnten noch wollten. Weil sich nun dieser Schnapphahn nicht nur am Leibe festgemacht, sondern auch mit Geschütz und Gewehr versehen, also daß allen denen, so ihm zu nahe kommen würden, der Tod drohte, konnten die aufgebotenen Landgerichte und Amtsunterthanen, weil Jeder für seine Haut fürchtete, wenig schaffen, bis endlich eine von Roßwein aus commandirte churfürstlich sächsische Corporalschaft vom Leibregiment zu Roß dieses Raubnest ersprengte, und weil die bleiernen Kugeln an dem Räuber nirgends haften wollten, haben sie endlich noch mit einem geladenen silbernen Knopfe den Zauber gelöst und den Leib zugleich mit gefällt.


363) Der Teufel verführt eine Magd zu Zelle.
Knauth. Th. VII. S. 186.

Im Kloster Zelle befand sich im Jahre 1630 eine Magd,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_320.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)