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881) Die Gebeine des h. Bernhard (v. Kamenz).
S. Haupt, Laus. Sagen. Bd. II. S. 180.

Bernhard ward bekanntlich in dem von ihm gestifteten Kloster begraben und ein schönes Denkmal über seinen Gebeinen errichtet. Als dasselbe indeß hinfällig geworden war, so fand man im J. 1608 für gut dasselbe zu erneuern. Kaum war aber der Stein, der ihn deckte, gewichen und seine Gebeine blosgelegt, da drang aus dem Grabe ein wonniglicher Duft heraus und erfüllte drei Tage lang das ganze Kloster und Alle liefen herzu und staunten das Wunder an und schwelgten in der Süßigkeit des Duftes. Aber die Schwester Maria (Mildnerin) war krank und lag im Bette, doch als der Geruch bis in ihre einsame Zelle drang, da bat sie die Klosterschwestern, sie möchten sie doch zu dem Grabe des h. Bernhard tragen, und diese hoben die Kranke auf und trugen sie bis an’s offene Grab. Maria knieete an den duftenden Gebeinen nieder, betete inbrünstig und ging geheilt von dannen.


882) Die heilige Maria von Rosenthal.
S. Haupt. Bd. II. S. 180 fgg.

Als Karl der Große mit seinem Heere die Lausitz durchzog, um die heidnischen Wenden zu bekehren, kam er auch in die Gegend an den Quellen der Elster. Da wo jetzt Rosenthal liegt, schlug er ein festes Lager, dessen Mauerspuren man noch jetzt sieht, auf, um einige Zeit daselbst zu verweilen. Er hatte aber sein Heer unter den unmittelbaren Schutz der Jungfrau Maria gestellt und die h. Jungfrau verließ das Heer nicht, sondern umwandelte das Lager täglich, angethan mit einem weißen Gewande, die Krieger aber fielen vor ihr nieder und beteten sie an. Sie hatten aber auch ein Heiligenbild der h. Jungfrau bei sich und als sie aus der Gegend fortzogen, da ließen sie das Bild zurück und verbargen es in dem Walde, den die h. Jungfrau durch ihre

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)