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Brautvater. Besser als ich mir’s hätte träumen lassen. In Ruh und Fried mit meinem Nachbar, und eine Tochter wohl versorgt dazu!

Bräutigam. Und ich im Besitz des strittigen Stücks, und drüber den hübschesten Backfisch im ganzen Dorf. Wollte Gott ihr hättet euch eher drein geben.

Selbitz. Wie lange habt ihr processirt?

Brautvater. An die acht Jahre. Ich wollte lieber noch einmal so lang das Frieren haben, als von vorn anfangen. Das ist ein Gezerre, ihr glaubt’s nicht, bis man den Perrücken ein Urtheil vom Herzen reißt; und was hat man darnach? Der Teufel hol den Assessor Sapupi! ’s is ein verfluchter schwarzer Italiäner.

Bräutigam. Ja, das ist ein toller Kerl. Zweimal war ich dort.

Brautvater. Und ich dreimal. Und seht, ihr Herrn: kriegen wir ein Urtheil endlich, wo ich so viel Recht hab’ als er, und er so viel als ich, und wir eben stunden wie die Maulaffen, bis mir unser Herr Gott eingab, ihm meine Tochter zu geben und das Zeug dazu.

Götz (trinkt). Gut Vernehmen künftig.

Brautvater. Geb’s Gott! Geh’ aber wie’s will, processiren thu’ ich mein Tag nit mehr. Was das ein Geldspiel kost! Jeden Reverenz, den euch ein Procurator macht, müßt ihr bezahlen.

Selbitz. Sind ja jährlich Kaiserliche Visitationen da.

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)