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Weiber, und doch war die Frau die Krone der Schöpfung!

Götz (vor sich). Er dauert mich! Das Gefühl seines Standes frißt ihm das Herz.

Georg (gesprungen). Herr! ich höre Pferde im Galop! Zwei! Es sind sie gewiß.

Götz. Führ mein Pferd heraus! Hanns soll aufsitzen. Lebt wohl, theurer Bruder, Gott geleit’ euch! Seid muthig und geduldig. Gott wird euch Raum geben.

Martin. Ich bitt’ um euern Namen.

Götz. Verzeiht mir. Lebt wohl! (Er reicht ihm die linke Hand.)

Martin. Warum reicht ihr mir die Linke? Bin ich die ritterliche Rechte nicht werth?

Götz. Und wenn ihr der Kaiser wärt, ihr müßtet mit dieser vorlieb nehmen. Meine Rechte, obgleich im Kriege nicht unbrauchbar, ist gegen den Druck der Liebe unempfindlich: sie ist eins mit ihrem Handschuh; ihr seht, er ist Eisen.

Martin. So seid ihr Götz von Berlichingen! Ich danke dir, Gott, daß du mich ihn hast sehen lassen, diesen Mann, den die Fürsten hassen, und zu dem die Bedrängten sich wenden! (Er nimmt ihm die rechte Hand.) Laßt mir diese Hand, laßt mich sie küssen!

Götz. Ihr sollt nicht.

Martin. Laßt mich! Du, mehr werth als Reliquienhand, durch die das heiligste Blut geflossen ist,

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)