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Der Gesammtpreis stellt sich dabei wie folgt:

Leinzug 0,007 Fr.
Bemannung des Schiffs    0,003 Fr.
Interesse etc. 0,003 Fr.
Zus.    0,013 Fr.
Schleppschifffahrt.

Bis jetzt scheint die Kettenschifffahrt der wohlfeilste Schiffszug zu sein; dieselbe ist bekanntlich eine Art Schleppschifffahrt, bei welchem das Schleppboot mit Rollen und einer Trommel versehen ist, die durch Dampfkraft bewegt wird; eine in der ganzen Länge der Flußstrecke versenkte Kette wird um diese Trommel geschlungen; die sich drehende Trommel schreitet nun an der Kette vorwärts, indem sie an ihr einen Stützpunkt findet, ungefähr wie die Lokomotive an den Schienen, und ist im Stande, auf diese Weise mehrere Tausend Tonnen zu schleppen und dabei täglich 30 bis 40 Kilometer zurückzulegen.

Bis jetzt wird die Kettenschifffahrt in großem Maßstabe nur zwischen Montereau und Paris einer- und zwischen Paris und Rouen andererseits betrieben.[1]

Nach dem Tarif der konzessionirten Gesellschaften kostet die Tonne per Kilometer auf der untern Seine

Bergfahrt 0,010 Fr.
Thalfahrt    0,004 Fr.
auf der obern Seine:   Bergfahrt 0,018 Fr.

Die Thalfahrt geschieht hier mit Benützung der Strömung.

Die Schleppschifffahrt mittelst Räder- oder Schraubenbooten scheint keine so wohlfeilen Ergebnisse zu liefern. Sie kostet auf der kanalisirten Saône 0,015 Fr. pro Tonne und Kilometer, und auf der Rhône, die eine sehr starke Strömung hat, 0,03 Fr.

Ohne Zweifel könnte eine bessere Organisation der Schleppschifffahrt eine Ermäßigung dieses Preises herbeiführen; wenn man aber alle Umstände in Betracht zieht, erscheint es sehr wahrscheinlich, daß auf Flüssen, die einer gründlichen Verbesserung unterworfen werden, die Einrichtung der Kettenschifffahrt, ähnlich wie sie auf der Seine besteht, die billigste Lösung der Aufgabe sein wird.

Nach Allem scheint in Frankreich die Frage, ob die Kanal- und Flußschifffahrt auf die Dauer mit den Eisenbahnen wird konkurriren können, zu


  1. In Deutschland ist die Kettenschifffahrt auf der Elbe bei Magdeburg eingeführt. In Belgien hat sich eine Gesellschaft Behufs der Einführung und Verbreitung eines neuen Systems dieser Schifffahrt gebildet (Société de tonnage), von welchem man sich bedeutende Vortheile verspricht.
Empfohlene Zitierweise:
Wasserbau-Inspektor v. Martens: Über Wasserstraßen und ihr Verhältnis zu den Eisenbahnen. Gewerbeblatt aus Württemberg, Stuttgart 1869, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gewerbeblatt_aus_Wuerttemberg_1869_p19.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)