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von ziemlicher Größe, vollständig mit neuem Holzgeländer (das Arbeitslohn dafür betrug 300 Schock) umgeben. In dem einen Garten befanden sich siebzehn Bienenstöcke. Der zum Gute gehörige Holzbestand war sehr gut. Zum Viehbestande gehörten neun Pferde, vier Füllen, dreiundvierzig Stück Rindvieh, dreihundertsiebenundneunzig Schafe, elf Ziegen, fünfzehn Schweine. Aus dem Verzeichniß der Aussaat ist zu ersehen, daß damals hier auch Haidekorn und Hanf gebaut wurde.

Ein Theil dieser Gebäude scheint in der Zeit, wo Bernhard von der Planitz Besitzer war, abgebrannt zu sein, denn dieser führt 1687 in einem Schreiben an das Amt zu Görlitz an, er sei nicht durch eigne Schuld, sondern durch Feuerschaden und Mißwachs zurückgekommen. Jedenfalls kann aber der Brand nicht zu bedeutend gewesen sein, da 1722, wo Zinzendorf das Gut übernahm, die Gebäude als in sehr schlechtem Zustande befindlich, angegeben werden[1].

Noch im Sommer 1722 ließ Zinzendorf das alte herrschaftliche Wohngebäude niederreißen und den Bau des noch jetzt bestehenden beginnen. Er nannte dasselbe sein Bethel und ließ über den Eingang desselben folgende Inschrift mit vergoldeten Buchstaben setzen:

„Hier übernachten wir als Gäste,
Drum ist dies Haus nicht schön und feste.“

So kehret euch nun zur Vestung, ihr, die ihr auf Hoffnung gefangen lieget. Zach. 9, V. 12.

„So recht, wir haben noch ein Haus
Im Himmel, das sieht anders aus.“
 2. Cor. 5, V. 1, 2.

In diesem Schlosse hat die Unitätsdirection der Brüdergemeinde ihren Versammlungssaal, theils zu ihren gottesdienstlichen Versammlungen, theils zu ihren Berathungen für das Beste ihrer sämmtlichen Anstalten in und außer Europa. Außer dem herrschaftlichen Oeconomieverwalter wird es auch noch von einigen Mitgliedern der Unitätsdirection bewohnt. 1790 wurde der hintere Theil des Schlosses um einen Stock erhöht und 1804 erhielt es Ziegelbedachung.


  1. Der schon erwähnte Verwalter und Hausmeister Zinzendorfs, Heiz, spricht in einem Briefe die Hoffnung aus: „das sehr wohlfeil gekaufte aber sehr vernachlässigte Gut in wenig Jahren auf den doppelten Werth zu bringen.“
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)