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in Westphalen, Böhmen, Schlesien und in der Lausitz mit großer Tapferkeit. Bei Wittstock wurde er gefährlich verwundet. Von den Sachsen wurde er vor Wettin bei Halle gefangen, aber bald wieder ausgewechselt. 1637 wurde er bei Torgau unter dem Generalmajor Pfuel Oberstwachtmeister, von welchem Regimente ihn der Feldmarschall Banner gegen seinen Willen wegnahm und 1639 bei Leitmeritz zum Oberstleutnant über sechs Compagnien und vierhundert deutsche Reiter machte. Bei der Hauptarmee war er interimistisch zugleich Generaladjutant und hatte vielen Antheil an wichtigen Vorfällen. In Böhmen kam er einst von dreihundert Mann nur noch mit zwei Mann davon. Er hat sich bei Wolfenbüttel, Wernigerode und Grottau bei Zittau besonders ausgezeichnet. Bei letzterm Orte überfiel er 1642 den 13. October in der Nacht das Lager der Croaten zu Wetzwalde und brachte fünfhundert Mann mit ihrem Anführer, dem Oberstwachtmeister Grafen Palfy, gefangen nach Zittau zurück[1]. Durch eine Kriegslist brach er unvermuthet mit zweihundert Mann in Quedlinburg ein und vernichtete die Piccolominische Leibcompagnie und das Regiment des Obersten Koch, achthundert Mann, fast gänzlich. Banner wollte zu seinen sechs Compagnien noch zwei neue werben lassen, damit er Oberster werden könnte; er starb aber vor der Ausführung seines Entschlusses. Endlich erklärte ihn der Feldmarschall Torstensohn 1642 zum Obersten und er kam als Commandant nach Zittau, wo er sich bei der Bürgerschaft sehr beliebt machte und von wo aus er auch, wie schon oben erwähnt, mehrere glückliche Streifzüge nach Böhmen unternahm. Reichwaldt, nachdem er sich am 10. März 1643 mit Susanne von Kyaw zu Kemnitz vermählt hatte, ging am 5. Juni zur Hauptarmee, kam aber noch in demselben Jahre als Commandant nach Zittau zurück, welches vom 5. December an von den kaiserlichen Generalen Gallas und Götz hart belagert wurde. Nach einer heldenmüthigen Vertheidigung, nachdem mancher Sturm abgeschlagen und die Stadt gegen dreitausend Schüsse empfangen hatte, gab endlich Reichwaldt den Bitten der Bürgerschaft nach und übergab die Stadt, der er größern Ruin ersparen wollte, am Jahresschlusse, Abends um vier Uhr[2]. Er ging von hier zu seinem Regimente,


  1. Großer’s Laus. Merkw. I. pag. 274.
  2. Peschecks Gesch. v. Zittau, II. pag. 593.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)