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Karl XII. siegte, die Schweden rückten 1706 über Schlesien in die Oberlausitz ein; auch Berthelsdorf bekam schwedische Einquartierung unter einem Hauptmann von Schlippenbach. Mancher Exceß wurde begangen; den ersten Epiphaniassonntag 1707 wurde von einzelnen einquartierten Schweden während der Predigt der Gottesdienst so gestört, daß ihnen der damalige Pfarrer Salomon von der Kanzel aus ihr abscheuliches Verfahren verweisen mußte. – Noch 1715 mußten 87 Thlr. 22 Gr. an Schwedensteuer gezahlt werden.

3. Der zweite schlesische und der siebenjährige Krieg[1].

Der zweite schlesische Krieg wurde im Jahre 1744 durch einen Einfall Friedrichs des Großen in Böhmen, den 10. August eröffnet. Auch Berthelsdorf wurde durch Einquartierungen belästigt; den 21. August 1744 zwei Compagnien Preußen, den 7. und 8. December zwei Compagnien Cavallerie, den 9. und 10. December Soldaten vom zweiten Garderegiment, und vom 18. December 1744 bis 6. Januar 1745 zwei Compagnien. Vorzüglich drückend scheint die Einquartierung beim Einfall der Oesterreicher, den 25. November 1745, gewesen zu sein, da z. B. der Pachter des Schurtzischen Freibauergutes von dem Besitzer Entschädigung für zweihundertzehn Mann, die nebst fünf Pferden einquartiert gewesen, verlangte, auch über erlittene Plünderung sich beklagte. Den abziehenden Oesterreichern folgten Preußen, den 27. und 28. November, 1746 im Januar wieder preußische Husaren, im Juni sächsische Kürassiere. – Zu der preußischen Contribution 1745 mußte allein das Kirchenvermögen, von 1650 Thaler Capital, 33 Thaler zahlen.

1756 begann der siebenjährige Krieg, der insbesondere für unser Vaterland äußerst drückend war. Durch die siegreiche Schlacht bei Lowositz hatte sich Friedrich der Große in den Besitz Sachsens gesetzt. Für Berthelsdorf kam nun eine Reihe von Jahren der Drangsale und der Noth.


  1. Nach den Acten des Gerichtsarchivs und einem Manuscripte, welches die Herrnhut betreffenden Kriegsereignisse zur Zeit des siebenjährigen Krieges enthält, und dessen Nachrichten den Tagebüchern des Grafen Ignatius Reuß XXXI., des Barons Erich von Ranzau und Johann Nitschmanns entnommen sind, das mir durch die Güte des Herrn Gemuseus in Herrnhut zur Benutzung mitgetheilt wurde, zusammengestellt.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)