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wurde desgleichen eine Hauptreparatur am Pfarrhause vorgenommen. Durch die Säkularisation war das Kollegiat und Pfarrhaus Eigentum des bayerischen Fiskus geworden, der deshalb auch die Gesamtbaulast übernehmen mußte, der aber auch das Recht in Anspruch nahm, den Dachboden des Pfarrhauses an Private als Trockenboden für Hopfendörrung, für Getreideaufbewahrung zu vermieten. Erst als die Ablösung im Jahre 1884 erfolgte, ging das ganze Pfarrhaus in Besitz des Pfarrers über. Die Ablösungssumme betrug 6000 Mk., die als Pfarrhausbaufond angelegt wurde.

Im Pfarrhause befindet sich zu ebener Erde die ehemalige Ritterstube, die den Herrschaften von Pappenheim und später den Fuggern immer zu ihren Zusammenkünften offen stand; jetzt ist diese ehemalige Ritterstube zur Waschküche geworden. Ebenso finden sich drei große, ausgezeichnete Keller, aus denen die adeligen Herren und wohl auch die seligen Stiftsherren manchen guten Tropfen heraus und heraufholten; auch befindet sich noch im Pfarrhause die alte ehemalige Kollegiatsbibliothek, jetzt Pfarrbibliothek, die der Säkularisation glücklich entgangen. Diese Bibliothek ist in drei großen Wandkasten im Bibliotheksaale des Hauses untergebracht. Der Großteil dieser Bücher stammt vom ehemaligen Stiftsdechant Andreas Weiß (1586), von dem es im Catalogus der Dechante heißt: qui Collegio hujatis insignem bibliothecam legavit. Diese Bibliothek umfaßt 1. theoretische Theologie: a) Dogmatica, b) Apologetica, c) Polemica; 2. praktische Theologie: Moral, Pastoral, Liturgik, Homiletik, Katechetik, Contessionalia, Ascetica, jus canonicum, jus civile; 3. theologische Hilfswissenschaften: Scriptura sacra, Patristik, Historica, Philosophia, Exegese; 4. Prophana: Geographie, Belletristik, Klassiker, Astronomie, Lexica. Wenn auch nicht gerade erstklassige Werke in dieser Bibliothek, die äußerst reichhaltig, so sind doch manche interessante und nicht zu verachtende Werke dabei, die dauernden Wert haben, und so stellt sich diese Bibliothek immerhin als ein „Schatz“ des Hauses dar.

Im oberen Gang des Pfarrhauses sind zwei große Bilder aufgehängt, „Weihnacht“ und „Epiphanie“, gemalt vom ehemaligen fürstabtlichen Hofmaler Koneberg. Diese Bilder stammen aus der anno 1806 in Woringen abgebrochenen ehemaligen kath. Pfarrkirche; diese Bilder erstand der damalige Grönenbacher Bürger Keller und schenkte sie der Kirche. Im unteren Gang des Pfarrhauses ist die heilige Familie, St. Michael und St. Dominikus, welche Bilder ehemals die Seitenaltarbilder in der Pfarrkirche hier bis 1884 gebildet haben.