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sofort unterwarfen, ihre Kutten auszogen und die zwinglischen Predigten eines Schappeler und des ausgesprungenen und beweibten Karthäusermönchs Sympert Schenk von der Karthause Buxheim in der Martinskirche anhörten und zum Großteil neugläubig wurden, ihrem hl. kath. Glauben getreu und flüchteten, da die Drangsale seitens des Rates immer stärker wurden, zuerst 1529 am 19. Juli nach Kaufbeuren. 1533 erhielten sie Zuflucht im Schlosse Falken auf Verwenden des Abtes von Ottobeuren und des Marschalles Heinrich Burkhart von Pappenheim in Grönenbach. Vier Jahre weilten sie dorten, indem ihnen an Sonn- und Feiertagen das Kollegiatstift Grönenbach einen Geistlichen zur Abhaltung des Gottesdienstes in einem Schloßzimmer zusandte, während der Woche dagegen die Pfarrherren von Wolfertschwenden und Böhen je zweimal die hl. Messe droben lasen, wofür jeder jährlich 5 fl. erhielt. 1537 kamen diese vielgeprüften Klosterfrauen endlich durch Vermittlung des Ottobeurer Abtes nach Eldern bei Ottobeuren.

Im Jahre 1695 machte Dechant Georgius Koller in seinem Schreiben an den Generalvikar in Augsburg sogar den Vorschlag, noch weitere drei Pfarreien dem Kollegiatstift Grönenbach zu inkorporieren; nämlich die zwei nach Kempten zuständigen Pfarreien Wolfertschwenden und Woringen, also daß die Pfarrherrn zugleich Kanoniker würden, mithin auch das Stift Kempten das jus praesentandi für diese zwei Kanoniker in Zukunft bekäme. Ebenso sollte Teinselberg resp. Lachen incorporiert werden, wenn nämlich nach Teinselberg ein eigener kath. Kuratus aufgestellt würde, der zugleich Kanonikus wäre; jedoch scheiterten diese Vorschläge an der zu großen Entfernung.

Im Jahre 1696 wurde durch Bischof Alexander Sigismund eine Visitation des Grönenbacher Kollegiatstifts durch dessen geheimen Rat, Kanzler Christoph Servilian Veyhlin, auf Grund einer 28 Punkte umfassenden Designation und 10 Punkte umfassenden Instruktion vorgenommen. Auszugsweise sei folgendes mitgeteilt: „Es war wahrzunemmen, daß H. Stifftsdechant Koler in seinem Bericht an das Ordinariat den Eiffer per generalia zuviel habe vordringen lassen, daß also alle specialia zu behaupten mehrere Inquisition und Prob von nöten sein wirdt. Es hat sich in der Stifftskirchen Grönenbach gezeigt, das das alte Monumentum von ausgehauenem Stein for einen hiebevor verstorbenen Calvinischen Grafen von Pappenheim vorhero an eine Saulen ad cornu Evangelii und nit wie ehemals vorkommen, mitten in der Kirchen noch auch versus populum, sondern transversim gestanden, so H. Dechandt eigenwillig hat hinwegtuen lassen, mithin bey der Churbrandenburgischen Gesandtschafft zue Regenspurg