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und abgerechnet; übrigens ist alles mit barem gelt bezalt worden; die Herrschafft Grönenbach bleibt weiter nichts mehr schuldig als 100 fl., die hoffe ich nechstens auch folgendts richtig zu machen mit tröstlicher Hoffnung, diese Trangsalen sollen etwan bald gar ein Ende nehmen.“ Die gleiche Klage im Schreiben des fürstl. Kempt. Rats an den Kanzler des Hochstifts vom 29. Juli 1649. „Betreffend unseres Hochgeehrten H. Bemühung und in etwas habendte Vertröstung wegen Aufbringung eines Anlehens haben wir uns zum höchsten zu bedanken bedaurt, daß wir bishero unserem hochgeehrten H. zu begegnen ainig Mitl haben könnten, weil ja alles gelt, was aufzubringen war, auf die obhabente 3te schwedische Compagnie und zur Abwendung der höchst verderblichen Execution dargelegt werden müessen und doch bey all solcher Sachen Langwierigkeit nichts erklöcken will, daher wöllen sich versichern, daß es an uns gewißlich nit ermanglet; allein könnten wir’s niemalen nit erzwingen, dann vergangenen ganzes Quartal bey allen Ämbtern nit 50 fl. einkommen, dergestalt ist der arme Landmann ausgesogen und sicher dann der halbe thail der Underthanen (so doch ainweg stark in Anlag) schon viele Wochen ohne brot leben müssen etc.“

Im Jahre 1632 kamen die Schweden von Memmingen her auch nach Grönenbach und Rotenstein; sie beurlaubten (entließen, verjagten), obwohl selbst Lutheraner, den von der lutherisch-pappenheimischen Herrschaft den Calvinern in Grönenbach aufgedrängten lutherischen Prädikanten und stellten einen reformierten Prädikanten an und räumten ihm die Stiftskirche ein; sie stürmten und plünderten sowohl das Schloß Rotenstein (eine Wasserfestung) wie auch Schloß Grönenbach und schafften 4 Stück Geschütz aus demselben nach Memmingen. Anno 1633 zündeten die Schweden hier Spital und Spitalkirche an, welche total niederbrannten; desgleichen steckten sie 35 Häuser in Brand, die in Asche sanken. Neben der Grausamkeit und der Geldgier zeigten sich aber auch bei der rohen schwedischen Soldateska, besonders in unserem Allgäu, die abscheulichste Sinnlichkeit und Ausschweifung. Wehe dem Frauengeschlechte der Orte, in denen diese Unholde einzogen! Ich verweise hier nur auf den Jungfernsprung in Landsberg. Mit Recht sagen von ihnen Zeitgenossen, ihre Ankunft errege das Gefühl, als ob die bösen Geister das Land selbst überschwemmt hätten.

Nach dem Siege der kaiserlich-ligistischen Truppen bei Nördlingen am 6. September 1634 über die Schweden atmete Bayern und Schwaben wieder auf, und es schien durch den Prager Friedensschluß