Seite:Geschichte des Dithmarscher Krieges.djvu/098

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Sieger blutige Rache an ihnen nehmen würden. Ein Geistlicher brach zu einem Kollegen gewendet in die Worte aus: „O, wir Unglücklichen, zu welchem Untergänge hat man uns aufbewahrt! Das geschlossene Bündnis wird nicht gehalten werden. Man wird uns ergreifen und gleich dem Vieh hinschlachten. Ein Schauder ergreift mich bei dem Gedanken an den bevorstehenden Tod, denn ich sehe voraus, daß wir das äußerste werden leiden müssen!“ Heinrich Rantzau, der Kanzler des Königs, der seine lateinische Rede verstanden hatte und ihn so verkehrt von der Treue der Fürsten denken und sprechen hörte, fuhr ihn mit folgenden Worten an: „Was sagst Du und wessen beschuldigst Du uns? Ihr wäret es allerdings wert, daß man grausam mit Euch verfahren würde, aber wir halten es unserer unwürdig, Grausamkeit mit Grausamkeit zu vergelten. Das Bündnis ist geschlossen. Wir widerrufen und brechen unser Wort nicht.“

Nachdem die Geiseln gestellt waren, wurde den Dithmarschern der größte Teil ihrer Speere und Lanzen zurückgegeben, damit sie sich gegen die Soldaten verteidigen könnten, welche etwa darauf ausgehen sollten, im Innern des Landes das vom Kriege verschont gebliebene zu verheeren und auszuplündern.

Am folgenden Tage ward das ganze Heer nach Meldorf zurückgeführt. Nur eine Abteilung Fußvolk und die Schonvesiussche Reiterei behielten die Fürsten um sich. Die übrigen drei Korps gingen in verschiedener Richtung nach Holstein auseinander und lösten sich bald nachher auf. Mit Unwillen und Verdruß verließen die Soldaten ein Land, auf dessen fettem und reichem Boden sie ein weites Feld für ihre Raublust zu finden gehofft hatten. Es fehlte wenig daran, daß unter dem Fußvolk eine offene Empörung ausbrach, da einige unverschämter Weise auf einen rückständigen Monatssold und ein Geschenk aus dem besten Teile der Beute Anspruch erhoben. Allein die Fürsten waren ihnen nichts schuldig und das aufrührerische Geschrei mußte vor der unerbittlichen Strenge des Oberfeldherrn verstummen. Die Ruhe wurde um so schneller hergestellt, als man erfuhr, daß die Fürsten mit der Reiterei im Anzuge seien. Die Geschütze, welche im Besitz des Fußvolks waren, wurden allerdings, nicht ohne

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/098&oldid=- (Version vom 18.4.2023)