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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Wie vom Wahnsinn befallen, stürzen sie sich ohne Rückhalt in ihr Verderben und schenken vernünftigen Ratgebern kein Gehör. Läßt die Nachsicht der Obrigkeit ihnen Verzeihung für ihre Anmaßung widerfahren, um sie durch rücksichtsvolle Milde auf die Bahn des Rechtes zu führen, so wittern sie in dem Verfahren List und Trug. In solchem Wahnsinn befangen waren auch die Dithmarscher. Er führte sie so weit von dem Wege Rechtens, daß keine Milde, kein Uebereinkommen und keine Versprechungen imstande waren, sie zu besänftigen. Den König erfüllten, wie wir gesehen haben, diese Verhältnisse mit dem gerechtesten Unwillen. Er sah ein, daß hier nur Gewalt gebraucht werden konnte, aber daß es für ihn, dem Tode Geweihten, nicht geziemend sei, noch am Abend seines Lebens einen blutigen Pfad zu betreten. Sein Bruder Adolf verhielt sich zwar ruhig, da er an der Ausführung seines Planes gehindert war, aber nicht ohne Groll und Aerger. Er hatte keineswegs den Gedanken aufgegeben, einstens die Schmach seiner Vorfahren zu rächen, sondern harrte nur einer günstigen Gelegenheit, ihn zu verwirklichen. Als nun der König im Alter vom 59 Jahren starb, da beschäftigte er sich mit der Wiederaufnahme des Krieges. Um die Zeit der Jahreswende,[1] als der holsteinische Adel einer alten Sitte gemäß in Kiel versammelt war, begab sich Adolf nach Kiel so schnell er konnte. Schnelligkeit war ihm überhaupt von großem Werte. Alle großen Angelegenheiten gelangen seiner Ansicht nach nur, wenn sie nach schnellem Entschluß ausgeführt würden. Adolf betrieb in Kiel vor allen Dingen die Sammlung von Geldbeiträgen und brachte in kurzer Zeit eine beträchtliche Summe zusammen. Um Ostern reiste er ohne jede Begleitung nach Wolfenbüttel zu Herzog Heinrich von Braunschweig. Es ging damals in Deutschland das Gerücht, daß Herzog Heinrich seine jüngste Tochter, die nachher die Gemahlin Philipps von Grubenhagen wurde, Herzog Adolf vermählen wolle. Ob bei diesem Besuch die Kriegsangelegenheiten verhandelt worden sind,

  1. Es war die Zeit des Umschlags, octavum trium regum, vom 8. bis 15. Oktober, die Hauptgeschäftszeit für das Herzogtum Holstein.
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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/050&oldid=- (Version vom 17.4.2023)