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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

Enkel Gomers, von seinem Sohne Tuiskon. Aus dieser Stammesverwandtschaft erklärt sich von selbst der gleiche Wohnsitz. Allein, daß die Marsen einst andere Gegenden bewohnt haben, daß sie von Germanicus besiegt und vertrieben wurden, dafür ist Tacitus der zuverlässigste Gewährsmann. Ich bin der Meinung, daß die Dithmarscher von der unwirtbaren Küste des von ihnen bewohnten Landes ihren Namen bekommen haben. Der ganze Landstrich, welcher die cimbrische Halbinsel bildet, wird eingeteilt in sumpfiges, flaches und waldiges Land. Die Bewohner der niedrigen oder sumpfigen und feuchten Gegenden heißen Marsen, als ob sie versenkt in Sümpfe und schlammigte Untiefen wohnten. Wir unterscheiden die Störmarsch, Krempermarsch, Haseldorfer Marsch und Dithmarschen. Da das Land unter dem Meeresspiegel liegt, sind die Bewohner genötigt, mit großem Kostenaufwand Dämme und Deiche gegen die Gewalt und den Andrang des Wassers aufzuführen. Hinter die Deiche, wo sie von Natur und durch ein festes Bollwerk geschützt waren, zogen sich die Bewohner mit ihrer Habe zurück, sobald Feindesgefahr von irgend einer Seite drohte. Beispiele hiefür werden später angeführt werden.

Das gerade Gegenteil von dem Worte Marsen ist der Name Holsten. Holste bedeutet Waldbewohner, der in höher und trockener gelegener Gegenden Einheimische. Das steht aber nicht in Widerspruch mit der vorigen Behauptung, daß Marsen und Holsten gemeinsam dem Geschlecht der Cimbern angehören.

Holstein, wie es jetzt allgemein heißt, zerfällt im ganzen genommen in Stormarn, Wagrien, Dithmarschen, die Herzogtümer Schleswig und Jütland und einige kleinere Territorien und Inseln, unter denen Angeln (nach Bedas Ansicht hat England von dieser Insel seinen Namen bekommen), Schwansen, Alsen und Klein-Cimbrien, auch Fehmarn genannt, die bedeutendsten sind. Das ganze Land hieß bei den Alten Cimbrischer Chersonnesus. Die Halbinsel erstreckt sich von der Elbe bei Hamburg bis zur äußersten Spitze Jütlands, von den Einwohnern Skagen genannt, zwölf Tagereisen in die Länge, in die Breite aber von Fehmarn bis nach Büsum, einer kleinen

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/016&oldid=- (Version vom 24.11.2022)