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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges

in bezug auf das Land habe, so müsse er sich beeilen, seine Anordnungen zu treffen, denn in acht Tagen werde er abgerufen in ein anderes Reich, schöner und herrlicher als sein irdisches Königreich. Der König erzählte seiner Gemahlin und seinen Kindern den Traum und traf seine letzten Bestimmungen. Dann nahm er das heilige Abendmahl und starb in der ihm vorher angekündigten Stunde. Sein Tod bestätigte die Glaubwürdigkeit der Träume.

Christian zeichnete sich durch Klugheit, Milde und andere vortreffliche Charaktereigenschaften aus und galt, vermöge vieler rühmlicher Taten in Kriegs- und Friedenszeiten, für einen der hervorragendsten Vertreter seiner Zeit. Fast 22 Jahre hielt er das Zepter der Königreiche Dänemark und Norwegen in seiner Hand. Norwegen war ihm von seinem Vater Friedrich (I.) als Erbe hinterlassen; er mußte aber noch vier Jahre um die Herrschaft kämpfen, da er weder durch ein Testament seines Vaters als König eingesetzt, noch von den Ständen anerkannt worden war. Durch ein feindliches Geschick entstanden ihm die heftigsten Widersacher und Gegenkönige. Erst nachdem alle mit Waffengewalt bezwungen waren, konnte er zum Segen und zur Wohlfahrt des Landes die Zügel der Regierung ergreifen.

Als er nun zum tiefsten Schmerze der Seinigen und zu aller Betrübnis aus diesem Leben geschieden war, folgte ihm sein Sohn in der Königswürde und Regierung des Reiches. Er war noch zu Lebzeiten des Vaters durch einstimmige Wahl der Vornehmsten des Reiches und der Stände im Vertrauen auf seine glänzenden Anlagen und bereits bewiesene seltene Tapferkeit zum König erwählt worden. Damals hatte Dänemark nach allen Seiten hin Frieden. Auf der höchsten Stufe der Macht und der Blüte der Kultur hatte Christian, der den Frieden zu erhalten wußte, seinem Sohne das Reich hinterlassen.

Dreiundzwanzig Tage nach dem Tode des Königs starb auch Christian II. im Alter von 78 Jahren nach 28 jähriger Gefangenschaft. Er war der rechtmäßige Erbe der drei Reiche Dänemark, Schweden und Norwegen, aber der Kronen verlustig gegangen wegen der von ihm angestifteten Ermordung mehrerer

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Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/012&oldid=- (Version vom 28.10.2022)