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zu bezweifeln sein möchte. So möchte namentlich auch das zu bezweifeln sein, was er erzählt von Heinrich dem Guten, dem Sohne des vorher erwähnten Henricus Calvus, nämlich, daß er zuerst dem geistlichen Stande bestimmt gewesen sei, welches schon deswegen unwahrscheinlich wird, weil Heinrich der Gute der älteste Sohn war, und bei dem Aeltesten pflegt das doch nicht stattzufinden. Also wird auch unwahrscheinlich, was Albert, auf jene Annahme bauend, uns erzählt. Doch wollen wir so wenig als möglich auf die Widerlegung der Irrthümer jenes Chronikenschreibers eingehen.

Heinrich der Gute folgt zunächst seinem Vater nach und wandelt die bisherige Burg seines Hauses, Hersefeldt, in ein Kloster um, wobei Albert erzählt, er habe dieß gethan, um seiner früheren Bestimmung wegen gleichsam Gott zu versöhnen. Zu seiner Zeit wurde die andere Burg, die den Namen Stade führt, erbaut. – In seinen Tagen aber begiebt sich ein trauriger Ueberfall der Elbmündungen, welche ja gerade die Grafen von Stade zu wahren hatten, durch die Normannen, damals Ascomannen genannt. Der dänische König Svend Tveskiaeg soll selbst diesen Ueberfall geleitet haben, der ihm zuerst sehr gelang. Eine Schlacht begab sich in der Nähe von Stade am 23. Juni 994, welche für die Grafen von Stade verloren ging. Sie kostete dem Bruder des Grafen die Freiheit, und seinem andern Bruder sogar das Leben. Eine große Anzahl angesehener Männer wurde gefangen, und überall war der Verlust des Grafenhauses zu Stade sehr groß. Endlich verglich man sich mit den Siegern insoweit, daß Geiseln für die hohen Gefangenen gestellt werden sollten, so daß man späterhin das Lösegeld bestimmen könnte. Unter diesen Geiseln sollte sich auch nach seiner eigenen Aussage der nachherige Geschichtschreiber Dithmar von Merseburg befinden, der, wie früher bemerkt, dem Grafenhause verwandt war. Schon waren diese Geiseln zum Theil gestellt, schon hatte der Graf seinen eigenen jungen Sohn, Siegfried den jüngeren, gesandt, als es dem älteren Siegfried gelang, durch eine List aus der Gefangenschaft zu entkommen. Kaum hatten die Normannen dieß erfahren,

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/56&oldid=- (Version vom 14.6.2018)