Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/52

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

200 Jahre hindurch zu einer Geschichte der Grafen von Stade umzubilden; nämlich vom Jahre 936 an, in welchem Otto zum Königthum gelangte, bis zum Jahre 1145, mit welchem wir diese Periode schließen wollen.

Für diese Geschichte besitzen wir eine wichtige Quelle an dem Chronicon des Albertus von Stade, welches dieser von den möglichst frühesten Zeiten geführt hat bis zum Jahre 1256, um welche Zeit er lebte. Durch Heinrich Ranzau wurde dieses Werk (es befand sich nämlich in seiner Bibliothek) bekannt gemacht und in Erinnerung gebracht, gerade zu Neocors Lebzeiten. Es erschien nämlich im Drucke, besorgt durch Reineccius im Jahre 1587, und zwar in Helmstedt, wo, wie wir wissen, Neocor seine Universitätsjahre verlebt hatte. Um so auffallender muß es uns sein, daß dem Neocor, wie es sich zeigt, nichts davon bekannt geworden ist. Albertus von Stade nun liefert uns eine sehr kurze Geschichte der Grafen von Stade, und bleibt für diesen Theil unserer Geschichte immer Hauptquelle. Außer ihm können noch genannt werden: Bolten, Hoppe und Wedekind, Amtmann in Lüneburg, in seinen historischen Noten. – Wir werden hier nicht Alles herzählen, sondern nur bemüht sein die Hauptdata hervorzuheben, worin, nach unserer Meinung, bei einem so verworrenen Stoffe gerade das Hauptverdienst des Vortragenden bestehen soll, damit nicht durch Verworrenheit die klare Uebersicht verhindert wird.

Ehe wir weiter gehen, müssen wir nothwendig nochmals ausdrücklich Boltens Annahme erwähnen, als sei es erwiesen, daß Dithmarschen ursprünglich seine eigenen Grafen gehabt hätte, die auf der Böklenburg seßhaft gewesen wären, und erst in spätern Jahren wäre Dithmarschen mit Stade verbunden worden, welches ursprünglich eine andere Grafschaft gewesen sei. Bolten hat dieses sich vorzüglich durch Carstens erweisen lassen, obgleich er ihm nicht ganz gefolgt ist. Denn er wurde doch bedenklich bei einem Mährchen, welches Carstens erzählt, nämlich von der Art, wie Dithmarschen unter Stade kam. Jener erzählt nämlich, daß zur Zeit Heinrichs des Voglers ein Dithmarscher mit Namen Dithmar zu Heinrich gekommen wäre

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/52&oldid=- (Version vom 14.6.2018)