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der Wichtigkeit des Augenblicks und seiner natürlichen Tapferkeit eingedenk, heransprengte, und durch lauten Zuruf und mit tadelnden Worten die Seinigen anrief. Da war es, als ein Dithmarscher, den er mit seinem Pistol verwundet hatte, auf ihn eindrang und ihn schwer verwundete; aber sein kühnes Wagen und Zurufen gab doch die Entscheidung; mit verdoppelter Erbitterung drang die Reiterei in Heide ein. Darum war aber Heide noch nicht gewonnen. Die Einwohner vertheidigen sich tapfer in den gesperrten Straßen, und nochmals scheint das Gelingen sich zu den Dithmarschen wenden zu wollen; Reiterei und Fußvolk werden zurückgeworfen, und die Heider beginnen die Verfolgung. Und wohl hätte aus dem Zustand der Verzweiflung, wie einst gegen Gerhard den Großen die Rettung der Dithmarschen hervorgehen mögen, wenn in diesem Augenblick die Schaaren der benachbarten Kirchspiele herbeigerückt wären. Doch dies geschah nicht, obwohl Einige dazu ermunterten, und so ward Heide erstritten. Noch freilich lag nur die Hoffnung vor, durch erneuerte Anstrengung Heide zu gewinnen; die Truppen waren ermattet und Viele riethen, da der Tag sich schon zu Ende neigte, daß man ausruhen möge für den neuen Kampf. Allein der Feldmarschall Ranzau besteht darauf, es müsse vor der Nacht Heide erobert werden. Man läßt einzelne Abtheilungen gegen die noch übrigen Haufen der Dithmarschen zurück und wendet sich mit der Hauptmacht gegen Heide, und während des Kampfes läßt Ranzau, die Leute hintenansetzend, die Stadt in Brand stecken, und in verzweifelter Gegenwehr fällt so durch Feuer und Schwert die letzte Kraft des Landes, am 13. Juni des Jahres 1559.

Am 14. Juni erschienen zwei dithmarsische Prediger mit weißen Stäben, mit Briefen von Wöhrden aus ausgefertiget, wo sich die Trümmer der Freiheit in der Nacht versammelt hatten mit der Bitte, Boten ins Lager senden zu dürfen, um mit dem Herzog von Dithmarschen – so ward er jetzt zum ersten Mal genannt – über Frieden und Unterwerfung zu unterhandeln. Der Waffenstillstand ward ihnen zugesagt und am 15. Juni erschienen die Gesandten, boten Unterwerfung

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/129&oldid=- (Version vom 14.6.2018)