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Clara (1833).

Da ich Leute kenne, die sich schon auf das nächstemal freuen, wenn sie eben Clara[H 1] gehört hatten, so frag’ ich, was denn das Interesse für sie so lange nährt? Ist es das Wunderkind, über dessen Decimenspannungen man den Kopf schüttelt, obwohl verwundert — sind es die schwierigsten Schwierigkeiten, die sie spielend als Blumenketten in’s Publicum zurückschlingt — ist es vielleicht einiger Stolz, mit dem die Stadt auf die Eingeborene sieht — ist es das, daß sie uns das Interessanteste der jüngsten Zeit vorführt in kürzester? Sieht vielleicht die Masse ein, daß die Kunst von der Caprice[H 2] einzelner Begeisterter nicht abhängen soll, die mich auf ein Jahrhundert zurückweisen, über dessen Leichnam die Räder der Zeit weggeeilt? — Ich weiß es nicht: ich meine aber einfach, es ist der Geist, der zwingt, vor dem die Leute noch etlichen Respect haben, mit kurzen Worten: er ist’s, von dem sie so viel sprechen, ohne ihn gerade haben zu wollen —, sondern eben der, den sie nicht haben. –

Fl.

Sie zog frühzeitig den Isisschleier[H 3] ab. Das Kind sieht ruhig auf, — der ältere Mensch würde vielleicht am Glanz erblinden.

Eusebius.

An Clara darf schon nicht mehr der Maßstab des Alters, sondern der der Leistung gelegt werden.

Raro.

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Clara Schumann, geborene Wieck (1819–1896), 1833 war sie 14 Jahre alt, seit 1840 Schumanns Frau.
  2. [WS] Laune.
  3. [WS] Sinnbild der Romantik (etwas in Novalis Die Lehrlinge zu Sais) für das Erkennen der Natur; mit der Gefahr, dabei wahnsinnig zu werden oder zu erblinden.