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Die Folgerungen aus diesen Zahlen sind klar: jedenfalls ist Dresden keine eigentliche Industriestadt geworden. Es überwiegt die Feinindustrie, nur wenig bedeutende Großwerke in Spezialfächern sind entstanden.

Eher könnte man sagen: Handel und Verkehr scheinen den Charakter geben zu wollen. Die erste Erwartung bei der Stadt­gründung will sich also doch vielleicht verwirklichen, in großer, mitteleuropäisch geformter Erweiterung! Und man wird in Dresden weiter in dieser Richtung hoffen dürfen, wenn auch alte historische Antagonismen immer wieder aufleben wollen, zum Schaden nicht nur des zunächst betroffenen Schwächeren.

Stark geändert hat sich gegen das 17. und 18. Jahrhundert das Verhältnis zwischen dem Hofe (der Regierung) und der Stadt­verwaltung. Es hatte noch immer die Ratsordnung von 1517 mit Teilen der von 1470 gegolten, im 17. und 18. Jahrhundert kamen mehr Juristen in den Rat, er wurde nach und nach zum berufsmäßigen, sich aber weiter selbst ergänzenden Kollegium, 1819 wurde auf Antrag des Rates selbst von der Regierung genehmigt, daß nur rechtskundige Mitglieder in ihm sein sollten 83). In gleicher Zeit begannen die Erörterungen über Einsetzung von Kommunrepräsentanten (Stadtverordneten), nach den Unruhen im Jahre 1830 wurde diese Stadtvertretung dauernd, freiwillig verzichtete der Rat auf die freie Finanzverwaltung 84), mit der Städteordnung von 1832 kam auch die Wahl der Ratsmitglieder nach Vor­schlag des Rates in die Hand der Stadtverordneten 85).

Mit dieser Städteordnung wurde nun aber wieder das Prinzip der Selbstverwaltung unter gewissen Oberaufsichtsrechten des Staates durchgeführt. Und es begann ein neues starkes Eigen­leben der städtischen Behörden.

Ein moderner Ausbau der Verwaltungsorganisation war nötig. Nach völliger Abtrennung der Justiz von der Verwaltung und nach Scheidung der Sicherheitspolizei von der Wohlfahrts­pflege wurden 1853 neue Grundzüge einer Organisation des Rates

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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/46&oldid=- (Version vom 4.3.2024)