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Festungswerke vorbereitet 73). 1809 begann man mit der Abtragung der Außenschanzen. Von 1811 an, mit Unterbrechung in der Napo­leonischen Zeit, bis in die 20 er Jahre dauerte die Niederlegung der Wälle und Mauern und die Umänderung der gewonnenen Räume in Anlagen, Plätze, Gärten, am Rande dieses „Ringes“ erhoben sich nach und nach neue Straßenzüge.

Als dann von 1835 an mit dem Aufheben der vorstädtischen Gemeindeeinteilung und mit der völligen Eingemeindung dieser Straßen sowie der beiden Amtsgemeinden Friedrichstadt, Anton­stadt und sonstiger Neustädter Teile ein einheitlicher Stadt­bezirk geschaffen war und eine einheitliche Stadtverwaltung sich breiter ausgestalten mußte, war die Möglichkeit für eine großzügige Entwicklung in den ganzen Raum des Weichbildes hinein gegeben 74).

Sie folgte der bisherigen Bevölkerungsverteilung. Im Westen, der Weißeritzmühlengegend und in der gerade in kommerzieller Ab­sicht gegründeten Friedrichstadt, dann auch im Westen der Neustadt, nahe den Bahnhöfen die beginnende Industrie und der hauptsäch­liche Arbeiterzuzug. Durch Ortsgesetz von 1878 sind dann diese Stadtteile als Fabrikbezirke festgelegt. Im Süden, der vornehmeren Villen- und Gartenstadt, wurde dieser Charakter nur verstärkt, die Fremdenviertel siedelten sich hier an. Im Osten, wo sich die Straßen­züge am ersten ins Land hinaus ausbreiteten, hatte sich zuerst eine gemischt städtische Bevölkerung gebildet, hier entstand dann in der Johannstadt ein bürgerliches Wohnviertel. Die innere, alte Stadt verfällt von etwa 1880 an der modernen City-Bildung, viele Wohnhäuser verschwinden (von 793 im Jahre 1880 auf 750 1900, ohne den Durchbruch der König Johannstraße).

Eine Entwicklungslinie Dresdens liegt nun aus den früheren Jahrhunderten her klar vor Augen und bestätigt sich im 19. Jahr­hundert nur weiter. Während Chemnitz Industriezentrum in Sachsen wird, Leipzig die Universitätsstadt und trotz der Verschiebungen im Handelsverkehr ein großes Handelszentrum bleibt, wird Dresden nunmehr das Konsumtionszentrum des Landes. Diese Eigen­schaft

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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/43&oldid=- (Version vom 4.3.2024)