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und Seume sind harte Worte über den damaligen Dresdner und seinen Charakter gesprochen. Ein kleinlicher Rationalismus scheint sich in dieser Zeit der niederdrückenden Verhältnisse rasch festgesetzt zu haben. Der kurfürstliche Hof lebte in Pillnitz. Es war in Dresden eine stille, sich bescheiden müssende Zeit. Im allgemeinen bot sich wohl dem Fremden in den Vergnügungen des Lebens, in den Kaffeehäusern, den Theatern, auf dem Linckeschen Bade, im Wirtshausleben, in der ganzen sich be­gnügenden gemeinsamen Vergnüglichkeit, wie sie gerade unserem Volke eigen ist, ein trotz allem heiterer Anblick.

Der Gewinn bis zur Napoleonischen Zeit ging bald, schon vor der engen Verkettung Sachsens und damit Dresdens mit dessen Politik und Niederlage, wieder verloren. Noch einmal kam eine schwere Prüfungszeit über die Stadt und die Geduld ihrer Einwohner, und erst allmählich hob sie sich nach den Frei­heitskriegen zu einer neuen, zweiten Blüte, deren Wert in ganz anderer Richtung wie bei der ersten zu suchen ist, in einer großen Konsolidierung der wirtschaftlichen Kräfte, und zwar in einem sich wieder frei entfalten könnenden Gemeinwesen.


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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.3.2024)