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Große Kreise der Fremden verschwanden nach der Augusteischen und Brühlischen Zeit wieder, die bleibenden oder im weiteren Laufe des 18. Jahrhunderts hinzukommenden wurden, scheint's, nur durch Vorzüge Dresdens selbst festgehalten, durch die Kunststadt, durch die vermehrte Handwerkskunst, welche sich im weiteren Sinne um die Akademie der Künste (seit 1705) gruppierte.

Dann durch das Aufkommen des Handelsstandes, dessen innungsmäßig gebildete Korporation sich schon im 18. Jahrhundert über die älteren Innungen erhob und gerade durch seine der höheren Kultur und Lebenshaltung entsprechenden Angebote diese hielt und weiterförderte, damit zugleich auch diesen Vorzug Dresdens kon­solidierte, der dann im 19. Jahrhundert von neuem den internatio­nalen Fremdenstrom hierher lenkte und viele deutsche Pensionäre anlockte.

Die Vermehrung der höheren Bildungsmöglichkeiten lag aber nicht nur in der bildenden Kunst, sondern auch in der Musik, seit Joh. Walther, Heinrich Schütz, den Musik und Opern begeisterten Johann Georg II., und dem ständigen Theater mit Augusts des Starken und seines Sohnes Festlichkeiten.

Dann wirkte auch die in der Rationalistenzeit verstärkte Pflege literarisch-wissenschaftlichen Sinnes und Urteiles, wofür die Königliche Bibliothek mit der Einführung der Öffentlichkeit im Jahre 1788 besonders wichtig wurde.

All das kam zusammen, um Dresden auf dem Hintergrund seiner Prachtbauten den Beinamen des „deutschen Florenz“ zu geben. Herder gebraucht ihn zuerst in seinem Aufsatz über die Kunstsammlungen in Dresden (Adrastea Bd. 3) in bezug auf diese.

Blühe, deutsches Florenz, mit deinen Schätzen der Kunstwelt!
Stille gesichert sei Dresden Olympia uns.
Phidias - Winkelmann erwacht an deinen Gebilden,
Und an deinem Altar sproßete Raphael-Mengs.

Doch wir dürfen es nicht vergessen: diese höhere geistige Welt, über die man ja gerade vom Dresden des 18. und 19. Jahrhunderts

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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.3.2024)