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Neben dem Zwinger vor allem dann die Gemäldegalerie, welche Augusts, in diesem Punkte der Kunstliebe doch wenigstens eben­bürtiger Sohn, zu solcher Weltbedeutung ansammelte. Und die übrigen Abteilungen der jetzigen Königlichen Sammlungen, deren Anfänge ja zum Teil vor August dem Starken liegen, aber die zumeist durch ihn und seinen Sohn so erweitert wurden 67), daß sie jetzt noch weltbekannte Anziehung auf die Fremden ausüben.

Für den breiteren Zuzug der Fremden, sowohl der Aus­länder wie der Deutschen, ist in dieser Augusteischen Zeit der Grund gelegt. Wir müssen auch da verschiedene Perioden unterscheiden.

Zunächst überwog die ost- und südeuropäische Orientierung: Polen, aber auch Wien, die Wirkung der Politik und der katho­lischen Annäherung. Sie wurde durch die Heirat Friedrich Augusts II. mit einer österreichischen Erzherzogin bedeutend verstärkt. Nicht nur in den höheren Ständen. Trotz der landes- und ortsgesetzlichen Bestimmungen nahm Anfangs die katholische Bevölkerung unter dem Schutz des Hofes und seiner Umgebung stark zu.

Die große Menge der neuen Ansässigen und Einwanderer stammte aber aus dem Lande selbst und der nächsten Umgebung. Nur zwei Belege: die neuen Bürger der Jahre 1700 und 1725! 68) Von den 87 des Jahres 1700 sind noch über ein Drittel Bürger­söhne oder andere Dresdner, fast die Hälfte Sachsen und Thüringer, nur 13 Ausländer (vor allem Böhmen und Brandenburger, aber auch einer aus Dänemark und aus Moskau), 1725 sind fast noch einmal soviel neue Bürger 156, nur gut ein Viertel Bürgersöhne und andere Dresdner, weit über die Hälfte sonstige Sachsen und Thüringer, nur 25, etwa ein Sechstel, Ausländer (diesmal neben Brandenburgern auffallend mehr Westdeutsche, Hessen, Württemberger). Man wird also – sehr naheliegend – folgern können, daß gerade der Zuzug aus dem Lande selbst immer stärker wurde.

So nahm die wirklich bodenständige Bevölkerung zu, welche nach der wieder eintretenden Abnahme in Dresden verblieb.


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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.3.2024)