Seite:Georg Hermann Müller 700 Jahre Dresden 1216–1916.pdf/29

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

So kamen nach und nach in die statuta, die Ortsgesetze, Verbesserungen aus den landesgesetzlichen Anordnungen 59).

Aber doch scheint diese ungewisse Abhängigkeit eher hem­mend als anspornend auf die Stadtverwaltung selbst gewirkt zu haben. Das Hin und Her symbolisiert sich etwas in dem Kampfe um den Abbruch des alten Rathauses auf dem Altmarkt, dessen Verschwinden im Jahre 1707/08 wir auf jeden Fall bedauern müssen. (Es würde auch jetzt kein wesentliches Verkehrshindernis von der König Johann- zur Wilsdrufferstraße gebildet haben. Ebensowenig wie die nach dem siebenjährigen Kriege verschwundene Hauptwache auf dem Neu­markt, hinter welcher sich die Frauenkirche ganz anders erhob 60) als jetzt über dem freien Raum und überhaupt eine ganz andere Wir­kung der Straßen und Gebäude durch diesen einen Bau hervor­gerufen sein muß.)

Ein „Mittelpunkt künstlerischer Kultur“ 61) geworden zu sein, verdankt Dresden, wie immer wieder betont werden muß, zu­nächst und vor allem dem Fürstenhause. Ein Mittelpunkt politischer Macht ist es nie geworden, da Moritz so früh starb. Auch nicht, als Kursachsen im Dreißigjährigen Kriege das Haupt der kaiserfreundlichen Mittelpartei wurde.

Wohl begann in dieser Zeit der Hofhalt nach dem Wiener Vorbild sich umzugestalten, in einer außerordentlich prächtigen Weise, welche August der Starke nur noch auf die letzte Höhe nach Ludwigs XIV. Art zu steigern brauchte. Die großen Hoffestlichkeiten 62), so bei den zahlreichen Taufen im Fürstenhause, den Hochzeiten, den kaiserlichen 63) und fürstlichen Besuchen, waren große Ereignisse auch für die Stadt.

Die Niederlassung von reichen In- und Ausländern, nicht nur flüchtigen Böhmen, fängt an, z. B. von englischen Kaufleuten. Die italienischen Künstler in der kurfürstlichen Kapelle, in der Oper, im Bau- und sonstigen Kunstwesen werden ständige Gäste in Dresden.


Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/29&oldid=- (Version vom 29.2.2024)