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Die Zahl vom Schlusse des 30 jährigen Krieges geht auf eine über­zeugende Schätzung zurück 50), wonach trotz der großen Pestzeiten durch den natürlichen Zuwachs und die Einwanderung aus Böhmen, Sach­sen usw. die Zahl mit 17 000 wenigstens wieder auf die gleiche Höhe wie zu Anfang anstieg.

Eine enorme Zunahme hatte die Häuserzahl innerhalb des Walles von 1546–1589, wo sie schon fast die Höchstzahl erreicht (von 489 auf 861). In der eingemeindeten „Neustadt“ stieg die Zahl der Hauswirte von 58 auf 246 51).

Auch für die wirtschaftsgeschichtlich wichtige Gliederung der Bevölkerung in dieser Zeit (von Moritz bis August dem Starken) fehlen noch die größeren Untersuchungen.

Sicher erlebte in ihr das Handwerks- und Innungswesen 52) seine Höhezeit. Ganz entsprechend den übrigen deutschen kleineren und mittleren Städten, im Unterschied zu den großen Handels-, Reichs- und Hansastädten, welche die Blüte in dieser Richtung schon im mittleren und späteren Mittelalter hatten.

Nach dem Tuchmachergewerbe hatte im 16. Jahrhundert die Leineweberei, dann im 17. Jahrhundert – trotz des Krieges, vielleicht gerade wegen des Zustromes der flüchtigen Reichen – die Goldschmiedekunst die Führung. Die für die spätere Zeit verhäng­nisvolle allzu große Vermehrung der Handwerker für den Tages­bedarf, vor allem der Schneider und Schuhmacher, beginnt jetzt schon. Dagegen waren die Fleischer als zahlenmäßig geschlossene Innung, und die Bäcker, ebenfalls durch die Zahl der Brotbänke noch festgelegt, in gesicherter Lage.

Im Laufe des 16. bis ins 17. Jahrhundert setzte sich der innungsmäßige Zusammenschluß überall durch und die Handwerker behielten auch den freien Kleinhandel in beliebigen Dingen, bis mit der Gründung einer Kramer-Innung im 30 jährigen Kriege ein neuer Handelsstand aufkam, welcher das Verbot der offenen Handlung und Krämerei der Handwerke durchsetzte, mit geringen Konzessionen an sie. So erhob sich nach und nach die unabhängigere und sich

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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/26&oldid=- (Version vom 28.2.2024)