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Ungefähr gleichzeitig mit der ersten, und also bis ins 19. Jahr­hundert einzigen Stadterweiterung, erfolgte 1550 die Vereinigung von Alten-Dresden mit der Festung 46). Moritz setzte sie erst mit Zwang durch. Die Alten-Dresdner wollten nicht, sie hatten sich in manchem Gegensatz zu Neu-Dresden ihre Sonderprivilegien im Marktwesen, Salzhandel, Brau- und Schankrecht erstritten und gewahrt und im Handwerks- und Innungswesen ihre eigene Ent­wicklung genommen. Entscheidend war wohl für Moritz die beab­sichtigte Bildung einer einheitlichen Festung und die Erwartung, mit der Vereinigung auch in Alten-Dresden einen größeren Auf­schwung zu bewirken. (So hob er letzte Reste dörflicher Dienst­pflicht, wie die Jagdfrohne, auf.)

Doch hat die weitere Geschichte dem im ganzen nicht recht gegeben. Bis in die Augusteische Zeit blieb Alten-Dresden in dem früheren Zustand, war mehr ländlich, ärmlich und der Boden man­cher Schwierigkeit. Der große Brand vom 6. August 1685 ver­nichtete es fast ganz 47). Und erst durch Augusts des Starken Bau­begnadigungen von 1714 und 1724 mit Steuererlaß und seine eigene Bautätigkeit kam es wieder auf. 1732 am 10. Februar wurde ihm dann der Name „Neustadt“ bei Dresden gegeben 48), das war es auch geworden. Noch jetzt aber besteht nicht gering, hie und da auch meines Erachtens mit Recht, ein Gefühl des Zurückgesetztwerdens gegenüber der Altstadt.

In rascher Steigerung hob sich die Bevölkerungszahl, seit der Erhebung zur Landeshauptstadt, seit der Erweiterung der Stadt­mauer, wodurch, wie schon erwähnt, eine intensivere Bautätigkeit ermöglicht wurde, und in langer Friedenszeit 49). Es wird noch eine lohnende historisch-statistische Aufgabe sein, das genauer zu unter­suchen (auf den Ursprung der Zuwanderer, die Berufe usw.).

1501 waren es noch erst ca. 4500 Einwohner. Von 1546 bis 1588 tritt beinahe Verdoppelung ein, von 6 500 auf 11 500. Eine starke Zunahme erleben die Vorstädte bis 1603 (übrigens der ersten genauen Zählung), und weiter bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.


Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/25&oldid=- (Version vom 27.2.2024)