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an Grund und Boden innerhalb des Weichbildes selbst. Wie übrigens bis zur neuesten Zeit, wo erst die Eingemeindung von Kaditz, Übigau und Mickten ihn anwachsen ließ. Im Mittelalter brachte eine größere Erweiterung nur der Erwerb von Räcknitz und dem von dort nach Plauen hin gelegenen Vorwerk Auswick im Jaher 1465 30).

Über das geistige und religiöse Leben im Mittelalter ist bereits das abschließende Urteil gegeben: ein Mittelpunkt, von wo sich weithin hätte Bildung verbreiten können, war Dresden nicht 31).

Von dem wenigen, was überliefert ist, erscheint vielleicht die größere Beeinflussung durch das Hussitentum bemerkenswert. 1418 und 1426 sind Todesurteile an Ketzern vorgekommen und die Be­wegung ist vielleicht deshalb hier nicht gering gewesen, weil einer ihrer Führer, Peter von Dresden, von 1412 ab einige Zeit Lehrer an der Kreuzschule war 32), also an dem Mittelpunkt der Dresdner Bildung, wie man Kreuzkirche und -Schule wird bezeichnen können. Gering war der Einfluß der Geistlichkeit über das rein religiöse und kirchliche Leben hinaus 33), auch die beiden Klöster waren klein und schwach besetzt. Eine gewisse geistlich­-gelehrte Bildung wird es gegeben haben: die Kreuzkirche besaß 1505 eine Handschriften- und Büchersammlung von 44 Bänden außer den Kirchenbüchern 34), vielleicht nur einen Rest, der aus dem Brande 1491 gerettet war.

Eine Art Rechtsbildung muß ferner der Rat gehabt haben. Er besaß Rechtshandschriften, z. B. einen Sachsenspiegel 35). Rechts­kenntnis nicht nur als Gewohnheitsrecht für das Marktgericht, sondern auch für die niedere Gerichtsbarkeit, die er sich ersessen hatte und 1412 bestätigen ließ, und für die höhere Gerichtsbarkeit, die ihm 1484 gegen jährliche Zahlung von 40 Schock Groschen überlassen wurde 36). Es gab übrigens auch Freischöffen des Fehmgerichts im 15. Jahrhundert hier, und zwar unter den Ratsmitgliedern 37).

Was schließlich die elementare Bildung im Volke betrifft, so kann sie nur im geringen Umfange von der Lateinschule beim

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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/16&oldid=- (Version vom 23.2.2024)