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zu haben, offenbar weil die Bauern des Dorfes nach und nach bis zum Rande der Heide kultiviert hatten. Der kleine Ort wird durch Körnerstraße, Palaisstraße, Kaiser-Wilhelm-Platz, Ober- und Nieder-Graben, Beaumontplatz, Wiesentorstraße ungefähr umschlossen 23) und ist in 12 – 15 Minuten zu umwandern.

Vielleicht nahm Alten-Dresden auch deshalb eher zu, weil der Raum für Vorstadtstraßen um Neu-Dresden im Weichbilde außerordentlich gering war und diese Häuser in kriegerischen Zeiten zunächst in Flammen aufgingen. Doch waren auch hier im 14. und 15. Jahrhundert die Hauptstraßen zu den späteren Vorstadtgemein­den schon festgelegt. 24)

Über die Bevölkerungsgliederung läßt sich nur erst ganz allgemeines sagen, falls überhaupt mehr zu ermitteln sein wird. Verhältnismäßig wenig vornehmen herrschenden Geschlechtern, den Kaufleuten und den vom Fürsten begabten größeren Grundbesitzern, standen die Handwerker und Ackerbürger gegenüber. Vom 15. Jahr­hundert an wissen wir genaueres über den Handwerkerstand, ich komme auf ihn noch zurück 25). Ein größerer Kreis für den Handel bildete sich nicht. Der Kleinhandel lag ebenfalls beim Handwerk. Der Ackerbau neben dem Handwerk scheint trotz der gegebenen Grenzen recht wichtig gewesen zu sein. Es überwogen im 15. Jahr­hundert durchaus die mittleren und geringeren Vermögen über die großen und die ganz kleinen 26).

Wenigstens für die nähere Umgebung war so Dresden im Mittelalter der wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt, mit zeitweise vielleicht größerem Tuchmachergewerbe und Tuchhandel.

Langsam und in großen Schwankungen hob sich die Ein­wohnerzahl. Namentlich die Dohnaische Fehde, welche 1401 mit einem Streit auf dem Rathause begann, dann die Hussitenzeit, besonders im Dezember 1429, als die Vorstädte und Alten-Dres­den verwüstet wurden, dann aber der große Brand, welcher am 15. und 16. Juli 1491 die ganze südliche Hälfte der Stadt nieder­legte, mit der Kreuzkirche und der östlichen Vorstadt, brachten

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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/14&oldid=- (Version vom 21.2.2024)