Seite:Georg Hermann Müller 700 Jahre Dresden 1216–1916.pdf/13

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Fürsten, und Pirna, der vielleicht ebenfalls älteren wichtigen, umstrittenen Grenzstadt gegen das Gebirge und Böhmen hin. Zwischen diesen, dann den westlich gelegenen Vorgebirgsstädten Freiberg, Chemnitz usw. und dem noch von deutscher Kolonisation weiter zu erschließenden östlichen Gebiete, nach der Lausitz hin. Als Mittelpunkt deutscher Kultur, von Handel und Verkehr.

Es kam nicht zu der erhofften Blüte, in der Hauptsache wohl, weil die eigene wirtschaftliche Kraft fehlte.

Auch die wichtige Elbbrücke hob sie nicht. All die nicht mehr nachzuprüfenden Datierungen 18), daß die Brücke im Jahre 1070 zu bauen angefangen sei, anfangs von Holz, dann 1119 von Stein, daß 1173 der unvollendete Bau weitergeführt und 1222 vollendet sei, weisen auf die frühe Bedeutung hin. Die Annahme einer ersten hölzernen Brücke ist schwer glaubhaft. Bei Meißen, wo nachweisbar eine war, ist der Fluß tiefer, das Bett viel schmäler. Hier bei Dresden spricht die Breite des Elbstromes und die bei Hochfluten viel stärker gegen den Bau drückende Wassermasse dagegen. Sie hat ja auch an den steinernen Pfeilern oft mit Erfolg gerüttelt. Doch scheint die Annahme der Vollendung einer Steinbrücke im Jahre 1222 am ersten glaubwürdig. 1287 wird sie zuerst urkundlich erwähnt. Der angebliche Brückenzoll, den die Burggrafen von Dohna besessen haben sollen und der zu großen Konstruktionen über deren Anteil am Brückenbau geführt hat 19), ist nur ein Geleitszoll über die Straße nach Königsbrück gewesen 20), doch hat er wohl ebenfalls verkehrshindernd gewirkt.

Die Brücke führte nach Alten-Dresden hinüber, das bis jetzt noch nicht erwähnt wurde. Es gehört mit dem Fischerdorf um die Frauenkirche zusammen, welches auch Alten-Dresden genannt wird 21). Letzteres scheint ursprünglich die größere Ansiedlung gewesen zu sein, da hier die Parochialkirche gebaut wurde, und jenes ist wohl erst infolge des Brückenbaues angewachsen, so daß ihm dann 1403 das Stadtrecht verliehen wurde 22). Hier in Alten-Dresden scheint das Weichbild einen weiteren Umfang um die Stadt gehabt

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/13&oldid=- (Version vom 21.2.2024)