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Genannt wird Dresden bekanntlich schon 10 Jahre früher, als am 31. März 1206 hier der Markgraf einen Besitzstreit zu Gunsten des Bischofs von Meißen gegen den Burggrafen von Dohna entschied 1). Eine markgräfliche Burg stand damals also schon zweifellos, auf dem Taschenberge, am Nordrande des jetzigen Komplexes, vom Turm bis zum Tore. An erhöhter Stelle über dem Überschwemmungsgebiet des Flusses und der Seen, welche sich wohl als Reste eines Nebenarmes der Elbe von Mügeln über Leuben, Gruna her, vielleicht auch über den Raum der Stadt selbst, sicher um deren Ost- und Südrand, bis in die Weißeritz­gegend zogen.

Um die alte Frauenkirche, welche ja älter als die Stadt war (aus dem 11. Jahrhundert), lag ein Wendendorf, wohl dieses wieder älter als die Kirche. Die eine Ansicht (O. Richter) nimmt an, daß das Dorf sich auch auf das Gebiet der ältesten Stadt erstreckt habe, die wendischen Bauern bei deren Anlage nach Poppitz (vgl. den jetzigen Platz neben dem Sternplatz) ver­pflanzt wurden und so dieses Dorf, dessen Name Pfarrgut oder Priesterleute (der Frauenkirche) bedeutet, angesiedelt sei. Die an­dere Ansicht (Trautmann) hält dagegen Poppitz schon für älter als die Stadt 2).

Jedenfalls war die Gegend südlich und südöstlich vom Taschen­berge um 1216 besiedlungsfähig, und zwar in breiterem Maße, östlich des Marktes sich etwas senkend und wohl sumpfiger (der alte Name „im Loche“ deutet darauf hin).

Vielleicht gehört ein deutsches Ansiedlungsdorf Ranvoltitz oder Ramtitz, etwa nach einem Kolonisten Ramfold genannt, auch in die älteste, vorstädtische Zeit. Man setzt es in die Gegend der Rampischen Gasse, also auch nahe der Frauenkirche – die Deut­schen von den Wenden getrennt 3).

Nach dem schon höher entwickelten Siedelungsstande und der schon zum größten Teil vollzogen gewesenen Flurverteilung im Elbtalkessel um Dresden und am Rande der Abhänge zu schließen 4), mußte das für die Stadt mögliche Flurgebiet nur klein sein können

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Georg Hermann Müller: 700 Jahre Dresden. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1917, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Hermann_M%C3%BCller_700_Jahre_Dresden_1216%E2%80%931916.pdf/10&oldid=- (Version vom 26.2.2024)