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Walther Kabel: Gefährliche Sammelwut. In: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 10. Bd., S. 170–172

Möglichkeit zur Vertilgung der Fliegen beizutragen, machte er in der Zeitung bekannt, er würde für je 50 Stubenfliegen oder je ein Dutzend Schweißfliegen je einen Penny bezahlen, wenn sie sauber auf Nadeln aufgespießt im hygienischen Amt abgeliefert würden. Unter der Straßenjugend von Middlesborough brach natürlich infolge dieser glänzenden Aussichten auf leichten Verdienst eine wahre Begeisterung für das Fliegenfangen aus. Ein Junge lieferte allein auf einmal 1200 Fliegen ab, und in vier Tagen lagen im hygienischen Amt nicht weniger als 125 000 Fliegen, auf Nadeln aufgespießt und auf Pappstücken und Holzdeckeln befestigt, aufgestapelt. Aber mit dem Fliegenhandel war auch in die bisher so stillen Räume des städtischen Gesundheitsamtes der Teufel der Unruhe eingezogen. Die dort beschäftigten Beamten mußten ihre Arbeit liegen lassen und zählten Fliegen, nur um die Scharen der zerlumpten kleinen Burschen und Mädchen abzufertigen, die mit ihrer Jagdbeute in den Händen rufend und schreiend die Korridore erfüllten. Schon am fünften Tage war die Situation so unhaltbar geworden, daß der fliegenfeindliche Assistent seine Bekanntmachung widerrufen mußte. So endete dieser humorvolle Vernichtungskrieg gegen die Fliegen, der immerhin einigen Hunderttausenden der surrenden Sippe das Leben gekostet hatte.

W. Kabel.
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Walther Kabel: Gefährliche Sammelwut. In: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 10. Bd., S. 170–172. Verlag der Bibliothek für Alle, Dresden 1912, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gef%C3%A4hrliche_Sammelwut.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)