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zu unternehmen und sich durch die Einträglichkeit seiner dortigen Unternehmungen wirthschaftlich soweit unabhängig zu machen, daß er fast ausschließlich seinen Ideen über das Wesen der Eisenbahnen nachgehen konnte. Es erwachte in ihm der Gedanke, daß man die Eisenbahnen zur Grundlage eines großen nationalen Transportsystems machen müsse, und der Wunsch in ihm wurde immer größer in seiner deutschen Heimath für ein solches wirken zu können. „Mitten in den Wildnissen der „blauen Berge“ träumte mir von einem deutschen Eisenbahnsystem, es war mir klar, daß nur durch ein solches die Handelsvereinigung in volle Wirksamkeit treten könne.“ Ganz neue ahnungsvolle Gedanken über die Zukunft seines Vaterlandes gingen dem in weite Ferne Gebannten auf. Er fühlte die belebende Kraft eines über ganz Deutschland ausgedehnten Eisenbahnbetriebes voraus, er sah im Geiste die mächtigen Wirkungen derselben sowohl auf die dereinstige Einigung des damals noch in 36 Staaten und Stätchen zerrissenen Vaterlandes, als auf die Stärkung der National-Vertheidigung und die Beförderung aller Cultur und Gesittung. Er erblickte in den Eisenbahnen das Mittel zur beschleunigten und erleichterten Vertheilung aller geistigen, industriellen und gewerblichen Erzeugnisse, sowie die Mehrer aller Bildung und Belehrung jedes Einzelnen; ihm wurde es klar, daß durch die Eisenbahnen aller Theuerung der Lebensmittel und Hungersnoth vorgebeugt werde, daß die Krankheiten vermindert und leichter geheilt werden würden. Ihm erschienen die Eisenbahnen als die besten Vermittler des familiären und freundschaftlichen Verkehrs, da sie schneller die Eltern mit Sohn und Tochter, den Freund mit dem Freunde verbinden. Das Uebel der Kleinstaaterei und des provinziellen Eigendünkels sah er vernichtet und die Glieder der deutschen Nation zu einem streitbaren und kraftvollen Körper verbunden. —

Wie einfach und selbstverständlich kommt uns doch heute das alles vor, und wie weit, weit lag es noch zurück, da List es im Geiste schon erfüllt sah!

Mit vollem Rechte durfte er von sich behaupten, daß er in den Stand gesetzt war, die Bedeutung der Eisenbahnen umfassender abzuhandeln, als irgend ein anderer Volkswirth in England, Frankreich oder Nordamerika, Deutschland gar nicht gerechnet, wo zu jener Zeit überhaupt fast keinerlei wirthschaftliche und industrielle Selbstständigkeit zu finden war, sondern alles

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Robert Krause: Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_List_und_die_erste_grosse_Eisenbahn.djvu/11&oldid=- (Version vom 18.8.2016)