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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Sie aber imstande, eine solche Operation auszuführen? — Angekl.: Nein, das könnte ich gar nicht, dazu bin ich schon gar nicht geboren. — Vors.: Geboren brauchen Sie dazu nicht zu sein, Sie können sich aber eine solche Fertigkeit angeeignet haben. — Angekl.: Nein, das kann ich nicht. — Dr. med. Mazurka (Pr. Stargardt), der dem ersten Sachverständigen bei der Obduktion der ermordeten Leiche assistiertt hatte, schloß sich dem erstatteten Gutachten vollständig an. Er sei der Meinung, daß die Operation auch länger als 20 Minuten gedauert haben könne. — Verteidiger: Kann den Mord ein einzelner Mensch vollführt haben, oder ist anzunehmen, daß zwei Menschen dabei tätig gewesen sind? — Sachverständiger: Die Möglichkeit, daß zwei Menschen den Mord vollführt haben, ist nicht ausgeschlossen, es kann ihn aber auch sehr gut ein einzelner begangen haben. — Gerichtlicher Chemiker Dr. Bischoff (Berlin): Von dem Amtsvorsteher zu Skurcz und dem Untersuchungsrichter zu Pr. Stargardt seien ihm einige Flaschen mit rötlicher Flüssigkeit und verschiedene Kleidungsstücke, Säcke, Pferdedecken zur Untersuchung geschickt worden. In den Flaschen sei oxydierter Essig enthalten gewesen. Auf den Säcken haben sich wohl zumeist Blutflecken, die aber alle von Tierblut herrührten, befunden. Auf einem (der Frau Boß gehörenden) Kleide habe er Blutflecken, die von Menschenblut herrühren, entdeckt, diese seien aber augenscheinlich dadurch entstanden, daß sich die Trägerin des Kleides mit einer Nähnadel am Finger verletzt hatte. Auf einem (dem Hermann Josephsohn gehörenden) Tuchjackett habe er am Ende des Ärmels Blutflecken von Menschenblut herrührend, gefunden; diese waren augenscheinlich durch das Bluten des Fingers entstanden. — Frau Josephsohn gab zu, daß sie sich einmal sehr mißbilligend geäußert, weil der ermordete Cybulla ihr alle Ziegenfelle wegkaufte. Gedroht habe sie ihm nicht. Eine Anzahl Zeugen bestätigten das, bekundeten jedoch: Frau Josephsohn habe einmal gesagt:

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/93&oldid=- (Version vom 1.4.2023)