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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

zuckte die Achseln. — Vors.: Haben Sie eine Ahnung, wer wohl der Mörder sein könnte? — Angekl.: Nein. — Vors.: Richtete sich nicht der Verdacht gegen bestimmte Personen oder gegen eine gewisse Bevölkerungsklasse? — Angekl.: Ja, man sagte im allgemeinen, die Juden sind es gewesen. — Vors.: Sie sollen diesen Verdacht zuerst ausgesprochen und sich in dieser Beziehung sehr rührig gezeigt haben. — Angekl.: Das ist nicht wahr, ich habe bloß gesagt, die Juden werden es wohl gewesen sein, weil die allgemeine Volksstimmung den Juden die Schuld zuschob. — Auf weiteres Befragen des Vorsitzenden bestritt der Angeklagte, bei der Obduktion der Leiche erschrocken zu sein, als ihm der Besitzer Hoffmann sagte: durch das Photographieren des Auges des Ermordeten, könne man die Persönlichkeit des Mörders feststellen. Ebensowenig sei er erschrocken, als sich die Meinung verbreitete: der Mord könne den Umständen nach nur von einem Arzte oder einem Fleischer verübt sein. — Vors.: Sie sollen nun am Morgen des 21. Januar 1884 von einem Arbeiter Mankowski mit einem Sack auf dem Rücken auf dem Wege nach Ossiek getroffen worden sein. Mankowski habe zunächst geglaubt, es befinde sich ein Kalb in dem Sacke, er habe aber einen Menschenkopf hervorschauen gesehen. — Angekl.: Das ist eine Lüge, ich kenne den Mankowski überhaupt nicht, ich habe ihn zum ersten Male gesehen, als er mir auf dem Amtsgericht zu Culmsee vorgestellt wurde. — Auf weiteres Befragen stellte der Angeklagte auch in Abrede, bei der Mutter des Mankowski gewesen zu sein oder in irgendeiner Weise versucht zu haben, auf sein Zeugnis Einfluß auszuüben. Den Zilinski kenne er wohl, er sei jedoch schon lange vor dem 22. Januar 1884 nicht mehr mit ihm zusammengekommen. — Amtsvorsteher Ernst (Skurcz) bekundete: Das Dorf Skurcz zähle etwa 2000 Einwohner, darunter etwa 50 Juden. Die übrige Bevölkerung sei fast ausschließlich katholisch. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich zunächst auf die Juden,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/81&oldid=- (Version vom 30.3.2023)