Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 7 (1912).djvu/63

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

in Paris und dem Großen Generalstab, wo alle militärischen Journale Frankreichs in aufmerksamer Weise gelesen werden, nicht entgehen können. Auch konnten laut Bekundung der Sachverständigen die Monita, die an der Arbeit gemacht worden, nur von einem militärisch gebildeten Manne, und zwar auch nur von einem fremdländischen Offizier gemacht sein, da in Deutschland nicht übliche Bezeichnungen gebraucht worden sind. Daß aber der Aufmarsch der Truppen nach der Westgrenze mit allen Einzelheiten einer fremden Regierung gegenüber zum Wohle des Deutschen Reiches geheim gehalten werden muß, leuchtet jedem ein, gleich- viel ob er Soldat gewesen ist oder nicht. Der Angeklagte v. Kraszewski wendet ein: er habe von militärischen Dingen kein Verständnis und habe den Inhalt der Arbeit, den Truppenaufmarsch betreffend, nicht gekannt. Dieser Be- hauptung steht die Tatsache gegenüber, daß Kraszewski die Arbeit bestellt und 1000 Mark dafür bot. Im weiteren sagt Kraszewski in dem vielfach erwähnten, an Adler gerichteten Briefe vom 17. Juli 1878: „Auf alle Korrespondenten ist kein Verlaß, wir können nur absolut Zuverlässiges gebrauchen, wir sind keine Laien.“ Ferner ist zu erwägen, daß Kraszewski lange Zeit militärische Korrespondenten beschäftigt hat. In dem Briefe vom 19. Juli 1878 schreibt Kraszewski an Adler: „Nur sekretes Material können wir gebrauchen, nicht bereits gedrucktes. Wenn aber Gedrucktes gegeben wird, dann darf es bloß aus Büchern entnommen sein, die nicht zu haben sind. Daß Kraszewski wußte, daß die Arbeit lediglich für die französische Regierung bestimmt war, steht somit außer allem Zweifel. Es kommt aber noch hinzu, daß er dem Adler für ca. 7000 Mark Briefe abkaufte, teils um sie zu verbrennen, teils um sie an Zaleski zu senden. Es ist eingewendet worden: Kraszewski wollte nicht, wenn auch unschuldig, in einen unliebsamen Prozeß verwickelt werden. Nun, nicht deshalb zahlte Kraszewski eine so hohe Summe, sondern lediglich um Aktenstücke zu beseitigen.

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/63&oldid=- (Version vom 26.3.2023)