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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

dem Hentsch, die Arbeit sei für einen alten, reichen Herrn in Dresden bestimmt. Dieser alte Herr war der Angeklagte v. Kraszewski, der sie an einen, zurzeit in Paris lebenden Zaleski behufs Publikation in einem Journal geschickt haben will. Zaleski, einstmals in Rußland wegen Verdachts revolutionärer Umtriebe mit Deportation nach Sibirien bestraft, soll, nachdem er von der russischen Regierung begnadigt worden, nach Paris übergesiedelt sein, dort bei einer polnischen Gesellschaft die Stellung eines Bibliothekars bekleidet und außerdem mit Zeitungskorrespondenzen sich beschäftigt haben. Der Angeklagte v. Kraszewski will ihm verschiedene Arbeiten geschickt haben, lediglich um den Zaleski zu unterstützen. Er will sich die Arbeiten, auch diejenige, die den Truppenaufmarsch nach der Westgrenze behandelt, nicht durchgelesen, sondern sie einfach an Zaleski gesandt haben. Er ist alsdann in Paris gewesen, hat dort vielfach mit Zaleski verkehrt, er hat den Zaleski jedoch niemals gefragt, für welches Journal er schreibt. Diese Behauptung erscheint durchaus unglaubwürdig; ebenso unglaubwürdig ist aber auch seine Behauptung: der von ihm an Adler gerichtete Brief vom 17. Juli 1878 sei nur die Abschrift eines Briefes der betreffenden Redaktion gewesen, der Zaleski alle seine Arbeiten gebe. Kraszewski erhielt von einem pariser Handlungshause acht Schecks, die an ein Handlungshaus in Dresden gerichtet waren. Diese Summen sollen von der erwähnten Redaktion nicht bloß für die gelieferten Arbeiten, sondern auch gesandt worden sein, um den Adler bezüglich seiner Erpressungen zu befriedigen. Die angebliche Redaktion hatte doch um so weniger Veranlassung, zu letzterem Zwecke Geld herzugeben, da sie die Arbeit betreffs des Truppenaufmarsches nicht einmal aufgenommen hatte. Im übrigen, so bekundeten die Sachverständigen, war die Arbeit zur Aufnahme in ein Journal durchaus nicht geeignet, sie hat auch in keinem französischen Journale gestanden, dies hätte der deutschen Botschaft

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/62&oldid=- (Version vom 26.3.2023)