Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 7 (1912).djvu/49

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

objektiv schädliches Material einer fremden Regierung geliefert haben.

Es ist geltend gemacht worden, daß das Buch von Mieg nicht sekretiert war und viele andere Dinge im Buchhandel zu haben waren. Allein, meine Herren, trotz dieser Tatsachen waren die Dinge sekret, sie waren nur Offizieren der deutschen Armee zugänglich und ihre Übermittelung an eine fremde Regierung dem Vaterlande schädlich. Wären die Dinge allgemein zu haben gewesen, dann hätten fremde Regierungen nicht solche hohe Summen dafür geboten. Adler verlangte von Hentsch das Buch von Mieg. Hentsch schrieb dem Adler: „Ich kann das Buch für 500 Mark beschaffen“. Wäre das Buch von Mieg allgemein zugänglich gewesen, dann hätte man nicht solche Anstrengungen gemacht, um es zu erhalten. Hentsch arbeitete Tag und Nacht, um das Buch abzuschreiben. Die Frage, wodurch Hentsch in den Besitz sekreten Materials gelangt ist, will ich nicht weiter untersuchen. Wir wissen ja, daß es kaum möglich ist, alles Material unter Verschluß zu halten. Wir haben gesehen, daß selbst ein Mann von der Stellung des Stallmeisters Plinzner, keinen Anstand nahm, dem Hentsch eine geheime Instruktion über die Pferdeaushebung zu geben. Daß der Truppenaufmarsch nicht für ein Journal bestimmt war, geht aus dem Briefe des Angeklagten Kraszewski an Adler hervor. Aus diesem Briefe ist zu ersehen: Die französische Regierung wünscht mit peinlichster Genauigkeit alle Einzelheiten über den Truppenaufmarsch zu wissen. Ich will nun zu einem anderen Punkte übergehen und zunächst die Persönlichkeit des Angeklagten Kraszewski betrachten. Es drängt sich die Frage auf: Wie kam Kraszewski, dieser alte Mann, der anscheinend in stiller Zurückgezogenheit in der Nordstraße in Dresden wohnte, dazu, zum Landesverräter zu werden? Nun, m. H. Richter dieses höchsten Gerichtshofes, es ist zu erwägen, daß der Angeklagte v. Kraszewski Pole ist. Es gilt fast jedem Polen als

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/49&oldid=- (Version vom 24.3.2023)