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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Zeuge: Jawohl. — Der Vorsitzende zeigte dem Zeugen zunächst die Mütze des Angeklagten. Diese ist es nicht gewesen, sagte der Zeuge, denn die Mütze, die der Mann getragen, hatte einen Schirm. Als dem Zeugen nun die Mütze des Josephsohn gezeigt wurde, die einen Schirm hatte, sagte er: So kann die Mütze ausgesehen haben. — Altsitzer Grucha: Am Sonnabend nach dem Morde sei er mit Mankowski in Pr. Stargardt zusammengetroffen. Dort habe Mankowski ihm gesagt: der Mann mit dem Sacke, den er getroffen, sei Hermann Josephsohn gewesen. — Mankowski: Das habe ich allerdings gesagt, es wurde eben allgemein gesagt, die Juden haben den Mord begangen, deshalb nahm ich damals an: Hermann Josephsohn ist es gewesen; da alle sagten: sie sagen die Wahrheit, da sagte ich es auch. — Vors.: Sagen Sie denn heute die Wahrheit? — Zeuge: Ja, was ich heute sage, ist wahr. — Arbeiterfrau Mankowski (die Mutter des Vorzeugen): Ich weiß nicht mehr genau, wann ich meinem Sohne von dem Morde Mitteilung machte. Als ich ihm davon erzählte, sagte mein Sohn sofort: Ich bin an demselben Morgen einem Manne begegnet, den ich mit Bestimmtheit als den Behrendt erkannt habe. Dieser trug einen Sack auf dem Rücken, aus dem ein Kopf herausgeschaut hat, das wird wohl der Mörder sein. Einige Tage später ist ein Mann zu mir gekommen, der meinen Sohn sprechen wollte, ich erkenne in dem Mann mit Bestimmtheit den Angeklagten wieder. — Vors.: Auf dem Amtsgericht zu Culmsee wurde Ihnen Behrendt vorgeführt, da sagten Sie: Sie können den Mann nicht genau wieder erkennen. — Zeugin: Heute erkenne ich aber den Angeklagten mit Bestimmtheit wieder. — Vors.: Ich muß allerdings bemerken, daß die Zeugin auf dem Gericht zu Culmsee ohnmächtig wurde und vom Stuhle fiel. Ihre Aussage wurde deshalb auch bloß registriert. — Der Ehemann Mankowski hatte wohl von den Erzählungen seiner Frau etwas gehört, Genaues vermochte er aber nicht zu bekunden. — Auf Befragen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/105&oldid=- (Version vom 4.4.2023)