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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

sind Sie zum dritten Male von dem Berliner Kriminalkommissar Höft in Culmsee vernommen worden, und diesem haben Sie gesagt: Sie haben Behrendt mit voller Bestimmtheit als den Träger des Sackes erkannt. — Zeuge: Heute sage ich die Wahrheit, ich glaube, es ist Behrendt gewesen, bestimmt kann ich es aber nicht sagen. — Vors.: Hat vielleicht jemand versucht, auf Ihr Zeugnis Einfluß auszuüben? — Zeuge: Nein. — Vors.: Alsdann wurden Sie gerichtlich in Culmsee vernommen. Da haben Sie zunächst gesagt: Der Träger des Sackes ist Behrendt oder Hermann Josephsohn gewesen, genau weiß ich es nicht. Nach einer Pause sind Sie wieder vernommen worden, inzwischen sind Sie mit Zilinski zusammengekommen, und was hat dieser Ihnen gesagt? — Zeuge: Zilinski sagte zu mir, ich solle nur sagen, daß ich Hermann Josephsohn begegnet sei, dann würden die Juden vertrieben werden; nur die Juden könnten den Mord verübt haben. — Vors.: Und als Sie nach einer Pause nochmals vernommen wurden, sagten Sie: Hermann Josephsohn ist es gewesen. — Zeuge: Ich wußte in Culmsee auf dem Gericht schon gar nicht, was ich spreche, ich wurde durch das Anschreien ganz verrückt gemacht. Es wurde mir gesagt: ich komme ins Loch; außerdem sah ich Leute mit vielen Schlüsseln, deshalb bekam ich Angst; heute sage ich aber die Wahrheit. Auf weiteres Befragen des Vorsitzenden bekundete der Zeuge: Am Nachmittage des 22. Januar 1884 sei er mit seiner Mutter im Walde gewesen; bei dieser Gelegenheit habe ihm diese von dem Morde Mitteilung gemacht; darauf habe er bemerkt: er habe am Morgen einen Mann mit einem Sacke gehen sehen, das könnte der Mörder gewesen sein. — Vors.: Sagten Sie Ihrer Mutter, wem Sie begegnet sind? — Zeuge: Nein. — Vors.: Ist jemand bei Ihrer Mutter gewesen, der gesagt hat, Sie sollen gegen die Juden aussagen? — Zeuge: Ja, der Beschreibung nach ist es Behrendt gewesen. — Vors.: Sie haben gesagt, der Mann trug eine Mütze, etwas ins Gesicht gedrückt? —

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/104&oldid=- (Version vom 4.4.2023)