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wie sich der Feind von selbst vernichtet.“ Unser schon von Anfang an eingenommener Standpunkt hat sich auf das glänzendste bewährt. Die von der Verteidigung geladenen Sachverständigen haben hier unter ihrem Eide ausgesagt, nicht der Schatten eines Verdachts liegt vor, daß bei dem Grafen Moltke eine erotisch betonte Freundschaft vorhanden ist. – Als Frau v. Elbe hier im Gerichtssaal in dieser zweiten Verhandlung das erste Wort gesprochen hatte, war der Prozeß eigentlich schon zu Ende. Wer ist es denn gewesen, der in der Verhandlung erster Instanz durch die genau detaillierten Fragen an Frau v. Elbe einen Sturm der Entrüstung in dem deutschen Blätterwalde angefacht hat? Wer ist es gewesen, der ihr die Geheimnisse des Ehebettes entlockt hat? Wir nicht! Ich rufe alle als Zeugen dafür auf, daß ich mich stets dem widersetzt habe, daß diese Dinge hier zur Sprache kommen. – Möge doch endlich die unheilvolle Frucht verdorren, die aus dieser Drachensaat entsprossen ist! Als hier im Gerichtssaal gestern durch das Zeugnis der Schwester des Grafen Moltke, der Gräfin Danckelmann und anderer Zeugen, die Wolken von dem Himmel gefegt wurden, die die Ehe verdunkelt hatten, da überkam es mich eigenartig, gewaltig: Der Wahrheit war zum Siege verholfen worden. „Und Stille wie des Todes Schweigen, lag überm ganzen Hause schwer, als wenn die Gottheit nahe wär!“ Ich selbst erkannte wieder einmal, daß wir nicht nur ein Handwerk mit Worten betreiben, wie uns vielfach angegriffenen Anwälten oft nachgesagt wird. Selbst wetterharte Gerichtsberichterstatter, die tragische Szenen gewöhnt sind, haben mir erklärt, daß bei der ergreifenden Schilderung der Gräfin Danckelmann über das Eheleben des Grafen Moltke ihnen die Tränen nahe waren. Dem gegenüber steht die Aussage der Frau v. Elbe, durch deren Zeugnis die Person des Grafen Moltke zu einem elenden Zerrbilde gemacht werden sollte. Als ihm in den Schloßgefilden von Netzow eine Blume erblühte, hat Graf Moltke mit ritterlicher Minne um sie geworben. Zaghaft