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Weshalb hatte denn Herr Harden einen so tiefen Haß gegen den Grafen Moltke? Er hat doch vor dem Schöffengericht die Anregung zu einem Vergleich mit der Erklärung abgelehnt, daß es zwischen ihm und dem Grafen keinen Vergleich gebe und er lieber ins Zuchthaus gehen würde. – Zeuge: Haß hat ihm ferngelegen, er hat vielmehr bedauert, daß er auf den Grafen Moltke zurückgreifen müsse, denn er halte ihn für sehr unbedeutend. – Auf eine Frage des J.-R. Dr. Sello bestätigte der Zeuge, daß er der Verfasser des Buches: „Kaiser Wilhelm und die Byzantiner“ sei. Das Buch sei im vorigen Herbst erschienen. Er habe aber trotzdem kein so großes Interesse an den Persönlichkeiten gehabt, um bei jener Unterredung mit Harden danach zu forschen, wer mit dem „Süßen“ gemeint sei. Harden meinte, die Betreffenden, die es angeht, hätten ihn schon verstanden; er folgerte dies aus der Tatsache, daß Fürst Eulenburg nach dem Süden abgereist war. Von der Clique Eulenburg habe er schon lange Zeit sprechen hören; daß Graf Moltke dazu gehörte, sei ihm nicht bekannt gewesen. Nach seiner Meinung hatte der Angeklagte wohl die Ansicht, daß jener ganze Kreis in der Abneigung gegen das weibliche Geschlecht einig sei. – Vors.: Das kann man vom Fürsten Eulenburg wohl kaum sagen, denn dieser hat doch acht Kinder. – Harden: Ich habe den Zeugen geladen, um folgendes von ihm zu hören: 1. daß er in dem Gespräch vom 13. Dezember den bestimmten Eindruck gewonnen hat, daß mir der Gedanke, sexuelle Verfehlungen zu betonen und der Standpunkt eines Sittenrichters völlig ferngelegen habe, es für mich vielmehr nur auf die Schilderung einer gewissen Atmosphäre ankam; 2. daß er das bestimmte Gefühl hatte, daß ich ausschließlich in dem Wunsche geschrieben habe, nach meinem subjektiven Wissen dem Reiche zu nützen. Auf diese Feststellung, daß ich schon damals diesen Standpunkt eingenommen und nicht erst später – wie mir imputiert wird kommt es mir besonders an. Ich bin nicht von einem