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Gräfin damit sagen: das Zusammenleben mit dem Grafen Moltke war nicht so, wie sonst zwischen Eheleuten? – Zeugin: Sie meinte, es wäre kein richtiges Familienleben gewesen; wenn sie vor einem Schaufenster stehen blieb, so ging der Graf weiter und ließ sie allein stehen. – Beis. Landgerichtsrat Dr. Simonson: Hat Frau v. Elbe die Bekanntschaft eines Schriftstellers gesucht, um aus ihrer zweiten Ehe Veröffentlichungen zu machen und den Grafen Moltke bloßzustellen? Das haben Sie voriges Mal nicht gesagt. – Zeugin: Wir sprachen gelegentlich von einigen Schriftstellern, da sagte Frau v. Elbe: Verschaffen Sie mir die Bekanntschaft irgend eines dieser Herren, ich habe viel Material über meine zweite Ehe, um den Grafen Moltke bloßzustellen. – Justizrat Dr. Sello: Sie hat also ausdrücklich gesagt: „um den Grafen bloßzustellen“. – Zeugin: Jawohl, ich habe das damals genau aufgezeichnet. – Frau v. Elbe: Erinnert sich die Zeugin genau, daß ich das schreckliche Wort „bloßzustellen“ gebraucht habe, oder ist sie erst aus dem Gespräch zu ihrer Auffassung gekommen? – Zeugin: Ja, das Wort ist gebraucht worden. – Auf einige weitere Fragen des Vert. Justizrats Kleinholz bekundete die Zeugin Frl. Rosenbauer: Frau Gräfin v. Moltke war oft sehr gereizt und sehr launisch, wenig wahrheitsliebend, ich konnte es ihr nie recht machen. Ich habe oft namenlos gelitten, wurde krank und mußte in ärztliche Behandlung. Die Mutter der Frau Gräfin, Frau v. Heyden, versuchte mich fortzubringen. Ich wollte schon nach einem Vierteljahr das Haus wieder verlassen, blieb dann aber wieder, weil ich dachte, die Erregung sei auf den Ehescheidungsprozeß zurückzuführen. Die Gräfin hat mir wiederholt gesagt: Hüten Sie sich vor meiner Mutter, sie sucht jeden, mit dem ich zufrieden bin, wegzubringen. Als ich dann wieder beabsichtigte, wegzugehen, blieb ich wieder, weil sie mir sagte, ich möchte sie doch nicht verlassen, da sie noch nicht wüßte, was aus ihrem Prozeß werde. Die Frau Gräfin